SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Eine kahle Felswand ist zu sehen,
dramatisch traurige Musik erklingt
in Pier Paolo Pasolinis Film „Das erste Evangelium nach Matthäus“ –
in der Felswand, in einer Grabhöhle ist Jesus begraben.
Vor dem Höhleneingang steht ein mannshoher Stein, schwer wie ein Mühlstein.
Sicher verschlossen ist es: das Grab eines Menschen, ermordet,
weil er die Leute gegen die StaatsMacht aufzubringen schien.

Im Morgenlicht fällt plötzlich der Stein einfach um –
ohne besonderen Lärm, ohne zu zerbrechen.
Das ist im Film das Bild für Ostern, für die Auferstehung;
dass und wie der Ermordete durch den Tod hindurchgegangen ist,
das bleibt unsichtbar.
Zu sehen ist nur: der Stein fällt um, der den Tod endgültig machen sollte.
So, wie auch sonst schon mal Mauern fallen,
die da für immer und ewig stehen bleiben sollten, eigentlich.

Die Auferstehung, das Wichtigste vom Ganzen,
entzieht sich dem Auge und jedem optischen Gerät.
Hätte es zu biblischen Zeiten schon Kamera und Mikrofon gegeben:
Sie hätten trotzdem nicht festhalten und dokumentieren können,
was da passiert.
Fass mich nicht an, du kannst mich nicht festhalten,
sagt er zu seiner Freundin Maria Magdalena,
als die ihm dort am Grab begegnet. Erst hatte sie ihn nicht mal erkannt…

Das Zentrum des Christentums ist schlicht unbewiesen und bleibt unbeweisbar.
Der Glaube der Christen macht sich an einem fest,
der sogar ausdrücklich selbst unbegreifbar sein will.

Was zu beweisen geht:
Dass Menschen glücklich sind,
die sich auf diesen Jesus ganz und gar verlassen haben,
schon seit zweitausend Jahren und heute immer noch;
dass sie viel Gutes tun und sich anstrengen, manches Böse zu überwinden.
Immer wieder sind Menschen von neuem begeistert und laden andere ein,
mit ihnen und mit Jesus zusammen die Welt zu verändern.
Sie erzählen anderen Menschen davon, dass sich ein solches Leben lohnt.
Das ist kein Beweis – aber es ist möglich;
und es lohnt sich, es zu probieren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17777
weiterlesen...