Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Paul Averhoff will nicht mehr mitmachen. Er hat genug Kastanienmännchen gebastelt und Wanderlieder gesungen. Stattdessen zieht er lieber seine Turnschuhe an und beginnt zunächst keuchend im Park seine Runden zu drehen.
Er, der vor 60 Jahren Olympiasieger im Marathon gewesen ist, will es noch einmal wissen und trainiert für den Berlinmarathon.
Klar, dass viele im Altersheim Paul für verrückt erklären.
Allen voran Frau Müller, die junge Sozialarbeiterin.
Sie ist sich sicher: Sie muss Paul vor sich selber schützen.
So erzählt es der Film „Sein letztes Rennen“. Und stellt uns die Frage:
Welche Träume darf man im Alter noch vom Leben haben?
Wie vernünftig muss man sein? Und wie lebendig darf man sich fühlen?
In dem Film fühlt sich Paul jedenfalls sehr lebendig und die anderen Bewohner des Altenheims werden nach und nach davon angesteckt. Die demenzkranke Frau strahlt plötzlich übers ganze Gesicht und klatscht vor Freude Beifall, wenn Paul seine Runden dreht.
Schnell bildet sich ein Fanclub und seit langem wird mal wieder richtig gefeiert im Altenheim. Es blüht Leben auf, wo vorher tote Hose war.
Frau Müller ist fassungslos.
Im Altenheim, wo man täglich an den Tod erinnert wird, kann man doch unmöglich so ausgelassen und lebendig sein.
Oder gerade doch? Das Leben entdecken, auch da wo tote Hose war.
Ich finde, das ist nicht verrückt. Im Gegenteil. Ich bin davon überzeugt: Das ist sogar unsere Aufgabe. Ostern und Pfingsten erinnern uns jedes Jahr daran: Aus dem, was scheinbar tot war, kann neues Leben wachsen. Und da gibt es richtig viel zu entdecken.
Die Ostergeschichten erzählen davon, wie die Jünger nach dem Tod von Jesus neuen Lebensmut bekommen. Sie finden einen Weg zurück ins Leben und erzählen anderen davon, was sie entdeckt haben: „Jesus ist nicht tot. Er lebt und wir sollen auch leben.“
Das Leben suchen und entdecken: Ich glaube, dafür ist man nie zu alt.
Auch nicht, wenn man im Altersheim lebt.
Am Ende läuft Paul Averhoff tatsächlich seinen Marathon. Der Film hat ein Happy end. Und das Leben auch. Davon ist er überzeugt. Am Ende, ganz am Ende, wartet der Sieg auf ihn.

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