Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Herr Ebraim ist mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen.
Sein Geschäft in der Nähe von Damaskus hat er aufgeben müssen.
Sein großes Haus mit dem gepflegten Garten wird er wohl nie wieder sehen.
Wahrscheinlich steht es auch schon längst nicht mehr.
Jetzt leben die Ebraims in Worms in der Wohnung einer evangelischen Kirchengemeinde.
Und es haben sich schnell eine Hand von Menschen gefunden, die ihnen das Ankommen in dem fremden Land erleichtert haben.
„Ist doch irgendwie selbstverständlich“, sagt einer.
Und eine andere erinnert sich: „Ich weiß, wie das ist, wenn man alles zurücklassen muss und plötzlich fremd ist. Wir sind damals aus Ostpreußen hierher geflohen.“
„Wir sind für die Flüchtlinge da. Ist doch selbstverständlich!“
Diese Haltung findet sich auch in der Bibel.
Immer wieder steht dort: „Vergesst die nicht, die hier fremd sind. Kümmert euch um sie.
Erinnert euch daran, wie die Israeliten aus Ägypten geflohen sind: Gott hat sie aus der Sklaverei geführt. Er hat sie befreit und auf ihrer Flucht begleitet.“
In der Geschichte von Judentum und Christentum sind Erzählungen von Flucht und Fremdsein und zugleich von der Bewahrung durch Gott fest verankert.
Darum ist es nach jüdischen und christlichen Verständnis selbstverständlich, sich um die, die hier fremd sind, zu kümmern.
„Wir sind für die Flüchtlinge da.“
Ich freue mich, dass viele so reagieren.
Auch wenn ich weiß, dass es nicht immer einfach ist, wenn Fremde sich begegnen, wenn verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen und Wege durch den Bürokratiedschungel gebahnt werden müssen. Aber die Bereitschaft ist groß, diese Schwierigkeiten auch zu meistern.
Vielleicht, weil gerade wir in Deutschland aus unserer eigenen Geschichte selbst wissen, wie schrecklich es ist, Krieg zu erleben und fliehen zu müssen.
Trotzdem nimmt Deutschland gemessen seiner Größe und Einwohnerzahl lange nicht so viele Flüchtlinge auf wie etwa Schweden, die Niederlande oder Malta.
Menschen eine Zuflucht geben, wenn sie vor Krieg, Hunger und Verfolgung auf der Flucht sind. Ich finde: Das ist eigentlich selbstverständlich!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17763
weiterlesen...