SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Also, es geht ja nun wirklich nicht um Leben und Tod“ - das habe ich spontan zu dem jungen Mann gesagt. Er ist Küchenbauer. Vor 8 Wochen hat er bereits an unserer neuen Küche gearbeitet. Da ist Verschiedenes schiefgegangen und jetzt hat die Arbeitsplatte aus Stein wieder nicht gepasst und die Ablufthaube konnte nicht montiert werden. Mindestens sechs Wochen würde es nochmals dauern. Er hat sich gewundert, dass ich so ruhig geblieben bin, einen kleinen hysterischen Anfall hätte er schon erwartet…

Natürlich war ich enttäuscht – aber was hätte es mir gebracht mich aufzuregen. Ich bin froh, dass ich bei solchen oder ähnlichen  Gelegenheiten sehr gelassen bleiben kann. Wenn im Grunde ja nichts Schlimmes passiert ist.

Allerdings bleibe ich leider nicht immer gelassen. Dann rege ich mich schon mal auf über sture, eigensinnige Menschen und reagiere heftig. Das ärgert mich dann erst recht, zumal ich aus Erfahrung weiß, dass sich dadurch nichts ändert. Im Gegenteil, es wird alles nur noch schlimmer und am Ende schade ich nur mir selbst. Oder wenn ich eine Lawine von Arbeit auf mich zurollen sehe, dann wünsche ich mir manchmal, ein bisschen gelassener bleiben zu können.

Gelassenheit ist eine Lebenshaltung, die ich einfach immer wieder üben muss. Und ich will mich dabei nicht entmutigen lassen, wenn es nicht gleich und nicht immer gelingt. Helfen können mir dabei ganz bestimmt meine Lebenserfahrungen:

Wie ist es mir in der Vergangenheit gelungen so manche Enttäuschung letztendlich doch ganz gut zu überwinden? Welche Schwierigkeiten habe ich schon gemeistert und gab es nicht immer wieder neue Wege?

Was hilft es, wenn ich in einer unglücklichen Situation völlig überreagiere und mich so aufrege, dass mein Umfeld, die mir nahe stehenden Personen, auch nicht mehr zur Ruhe kommen.

„Ein gelassenes Herz ist Lebenskraft“ – heißt es im Buch der Sprüche Salomos in der Bibel. Da ist was dran: Das betrifft den ganzen Menschen. Ein gelassenes Herz tut erstmal dem Geist gut, ich kann besser nachdenken und es hilft möglicherweise auch meiner Seele, Schweres anzunehmen und zu tragen. Und sie offener zu machen für etwas, das ich mir eigentlich anders vorgestellt habe. Es hilft mir dabei, mich nicht unterkriegen zu lassen, manche Dinge wegzustecken und Neues anzupacken.

Deshalb gefällt mir dieses Gebet so gut: 

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17755
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