Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Schon seit einigen Wochen tobt Godzilla, die Monsterechse, wieder einmal durchs Kino. Schon seit über 60 Jahren taucht das Ungetüm in Filmen auf. Anfangs vor allem in Japan. Aktuell trampelt es durch Amerika und verwüstet San Francisco. Doch Godzilla ist nicht allein. Er nimmt den Kampf mit zwei riesigen Motten auf. Und gewinnt. Zum Glück für die Menschen, die den drei Monstern ziemlich hilflos gegenüberstehen.

Denn neben den gigantischen Monstern schrumpft die ganze Menschenwelt auf Miniaturgröße zusammen. Godzilla überragt locker die Hochhäuser, bahnt sich problemlos einen Weg durch die Stadt. Und wenn die riesigen Motten in Aktion treten, dann zerbröseln unter ihren Flügeln ganze Stadtviertel. Selbst Atomraketen können den Monstern nichts anhaben. Ganz im Gegenteil. Die beiden Motten ernähren sich vom Atom.

Immer wieder findet der Film starke Bilder für ein Thema: Die Ohnmacht des Menschen. Immer wieder zeigen die Filmemacher verzweifelte, entsetzte, traurige und traumatisierte Gesichter. Es finden sich einfach kein Held und kein Gegenmittel gegen die Größe der Monster.

Für mich ist das die zentrale Botschaft von »Godzilla«. Dass der Mensch sich für wer weiß wie groß und mächtig hält, dass er aber in Wirklichkeit hilflos, ohnmächtig und klein ist. Wenn die Monster durch die Stadt rasen, wie Götter auf Hochhäusern thronen, dann ist die Welt der Menschen nur Beiwerk.

Eine ungewohnte Perspektive. Aber eine Perspektive, die schon im Begriff des Monsters steckt. Monster kommt vom lateinischen monstrum, dem Zeichen. Das Monster ist ein Zeichen für das, was Leben eigentlich ist und soll. Denn wenn ich etwas für monströs halte, dann muss ich auch wissen, was eigentlich normal ist, was richtig ist. Die Monster in »Godzilla« zeigen deutlich, dass der Mensch ein beschränktes und kleines Wesen ist. Und so gehe ich demütig aus diesem Film. Auch wenn es Monster nicht gibt: Sie machen mir meine Grenzen deutlich.

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