SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Unsere kleine Tochter ist gerade wie ein Papagei. Sie plappert nicht nur alles nach, sie macht auch ihrem großen Bruder alles nach. Egal, was er macht. Sie ist mit dabei. Völlig egal, ob er die Rutsche mit dem Kopf voran heruntersaust oder die Treppen lieber rückwärts runterläuft.
Ich glaube so ist das mit dem groß werden. Und später auch mit dem Erwachsenwerden. Bevor man anfängt, sich selbst Gedanken zu machen, macht man zuerst mal vieles nach. Und deshalb sind Vorbilder ja auch so wichtig. Menschen, an denen man sich orientieren kann. Um dann vielleicht irgendwann sagen zu können, genau so will ich sein. Und so auf keinen Fall.
Auch viele biblische Geschichten möchten von Menschen erzählen, die solche Vorbilder sein können. Eines der bekanntesten Vorbilder ist dabei sicherlich der barmherzige Samariter.[1] Der ist unterwegs und hilft einem anderen Reisenden, den Räuber überfallen und niedergeschlagen hatten. Er hilft, obwohl es ihm seine Religion und seine Volkszugehörigkeit eigentlich verbieten.
Er leistet sozusagen Erste Hilfe bringt den Verwundeten in einer Herberge unter, die er im Voraus bezahlt. Heute würde man von echter Zivilcourage sprechen. Das ist vor allem deshalb so „vorbildlich“, weil vor ihm zwei andere Menschen einfach weggeschaut haben. Als ginge sie das Schicksal eines Mitmenschen nichts an. Für mich ist diese Geschichte immer noch hoch aktuell. Gerade, wenn man viel mit jungen Menschen zu tun hat. Wie viele Videos gibt es im Internet, wo Schlägereien gefilmt worden sind, anstatt, dass jemand eingreift und hilft.
Durch meine Tochter ist mir wieder bewusst geworden, wie wichtig Vorbilder sind und dass auch ich ein Vorbild für sie bin. Dass wir als Erwachsene Vorbilder für unseren jungen Menschen sind. Von wem sollen sie es lernen, dass es nicht ok ist, dass Menschen auf offener Straße angegriffen werden.  Oder dass man mit Alkohol verantwortungsvoll umgehen muss.
Jugendliche lernen durch Vorbilder. Und  Kinder erst recht. Und da kann es dann schon auch mal vorkommen, dass der Teddy-Bär ein Pflaster bekommt und bei der Puppe eben der Blutdruck gemessen wird.

[1] Lukas 10,25-37.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17717
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