Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Ein Leben ohne dich kann ich mir gar nicht vorstellen.“ Das geht mir durch den Kopf, wenn ich an meine Liebsten denke. An die, die mir ganz besonders am Herzen liegen. Meine Eltern, meine Geschwister, Freunde, eben: meine Liebsten. Die gehören alle dazu. Weil die da sind, ist mein Leben so gut, wie es ist. Und darüber bin ich wirklich froh.
Und doch wird mir aber manchmal das Herz schwer. Denn ich weiß, ich muss ich mich mit dem Gedanken vertraut machen: irgendwann werden einige von ihnen - und immer mehr - nicht mehr da sein. Früher oder später werden sie sterben. Eltern, Freunde, der Partner oder, was am schlimmsten ist, das eigene Kind.
Eine Mutter, die ihr Kind verloren hat, hat das mal so beschrieben. „Plötzlich hat die Welt für mich alle Farbe verloren. Jeder Tag war einfach nur noch grau in grau. Schönes, Buntes und Helles konnte ich einfach nicht mehr sehen. Und das war sehr lange so.“
Aber sie erinnert sich auch noch an den einen Moment, in dem sie zum ersten Mal wieder die Sonne hat aufgehen sehen. Und bemerkt hat, wie schön dieser Sonnenaufgang ist. Stück für Stück ist die Farbe in ihre Welt zurückgekehrt.
Der geliebte Mensch war und ist damit nicht vergessen. Aber das Leben ohne ihn ist wieder vorstellbar und erträglicher geworden. Sogar Schönes, Frohes und Helles hat dann irgendwann wieder Platz.
Irgendwann kann ich mir ein Leben ohne dich wieder vorstellen. Irgendwie kann man lernen, mit dem Tod umgehen.
Jeder macht das anders, geht dabei seinen eigenen Weg, im eigenen Tempo.
Der Glaube hilft dabei, „Glauben heißt mit dem Tod umgehen“ hat Martin Luther mal gesagt. Für jene Mutter war das so. In der schweren Zeit hat ihr der Glaube geholfen: Sie hat gespürt, da ist ein Gott, der mir selbst jetzt nahe sein will. Einer, der genau weiß, wie ich leide, weil er selber seinen Sohn verloren hat. Diesem Gott hat sie vertraut.
Und das ist eben auch der Gott, der den Tod überwunden hat. Bei dem unsere Lieben, auch wenn sie sterben, gut aufgehoben sind. Daran hat sie festgehalten.
Daran darf auch ich mich festhalten, wenn’s hart auf hart kommt, wenn das Herz schwer wird. Und Sie auch!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17711
weiterlesen...