SWR3 Gedanken

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Das gibt es nicht! Im Lehrerhandbuch fällt es unter die Rubrik „darf nicht sein“, Elternzeitschriften erwähnen es nicht mal und doch erleben wir es tagtäglich: dass ein Kind bevorzugt wird.
Da zieht der Lehrer einen Schüler dem anderen vor, und, ja, selbst bei Müttern und Vätern, die doch eigentlich jedes ihrer Kinder gleich lieben sollten, kommt es vor. Dieses eine Kind ist mir vielleicht ähnlicher, einfacher oder aber es fordert mich heraus, mich mehr mit ihm zu beschäftigen, es ist das kleine hässliche Entlein, das meiner Fürsorge bedarf…
Das Thema ist alt. Schon in der Bibel wird davon erzählt: ein Mann und eine Frau bekommen zwei Söhne. Der eine, groß und kräftig, ist lieber draußen, geht gerne jagen, der andere dagegen ist eher der zarte Typ, klein, schmächtig, bleibt lieber in der Nähe seiner Mutter. Und nun ist das ja a priori nicht schlimm, Kinder sind halt unterschiedlich. Nur zieht die Mutter der beiden Jungs ihren Kleinen nicht nur vor, nein, sie begeht sogar Unrecht, um für ihren kleinen Jakob vorzusorgen: sie stiftet ihn an, seinen Vater, ihren Mann zu betrügen und seinen Bruder Esau um sein rechtmäßiges Erbe zu bringen. Die Folge? Jakob muss fliehen.
Viele Jahre später, Vater und Mutter sind längst gestorben, begegnen sich die beiden wieder. Da ist natürlich noch Wut im Bauch von Esau, Jakob hat einfach nur Angst. Und dann kommt es trotz alledem zu einem Happy End: die beiden fallen sich in die Arme.
Bevorzugung gibt es. Es gibt Phasen, in denen man einem Kind näher sein mag als dem anderen – und doch liebt man seine Kinder doch alle auf ihre Weise. Und das sollten die Kinder auch spüren und erfahren.

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