SWR3 Gedanken

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Freie Fahrt für freie Bürger. In den siebziger Jahren war das mal der Kampfspruch gegen ein allgemeines Tempolimit. Mit der Freiheit ist das allerdings so eine Sache. Die Partei, die sich in Deutschland die Freiheit besonders auf die Fahnen geschrieben hat, versteht darunter ja meistens die Freiheit von staatlichen Regelungen. Wenn man die Menschen also nur möglichst wenig durch Gesetze und Regelungen einschränke, werde sich am Ende für alle das Beste daraus entwickeln. Wirklich?
Wie frei ist eigentlich der einzelne Manager in seinen Entscheidungen, dem sein Vorstand mit den Quartalszahlen im Nacken sitzt? Wie frei ist der Mitarbeiter, der keine Konflikte ertragen kann und es deshalb jedem Recht machen will? Und wie frei ist die Kirchenbesucherin, die in persönlichen Niederlagen, die ihr widerfahren, gleich den Teufel am Werk sieht.
Freiheit ist eben mehr, als nicht von Außen gegängelt zu werden. Sie entsteht im Kopf des Menschen. Genau darum berichten manche Mönche, dass sie wirkliche Freiheit erst hinter Klostermauern erfahren haben. Genau darum konnte eine Ikone wie Nelson Mandela seine jahrelange Haft und Folter ertragen, ohne daran zu zerbrechen.
Menschen Freiheit zu geben, war eines der Hauptanliegen Jesu. Freiheit von Krankheiten, von persönlichen Behinderungen, von Ängsten. Manche haben das auch damals missverstanden, als sie glaubten, gerade er werde sie mit äußerer Gewalt von der römischen Besatzung befreien. Ein fataler Irrtum. Das Leben in Fülle, von dem die Bibel dagegen hoffnungsvoll erzählt, meint vor allem: Ganz und gar bei sich selbst zu sein. Frei von der Sorge um das alltägliche Leben. Frei von irrationalen Ängsten. Frei zu sein zur Liebe zu sich selbst und zu anderen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1767
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