SWR3 Gedanken

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Enno Park aus Berlin bezeichnet sich selbst als „Cyborg“. Das sind Mischwesen aus Mensch und Technik. Enno ist nach einer Krankheit gehörlos und dank eines Implantates kann er seit einiger Zeit wieder hören. Das ist aber nicht alles. Er träumt davon, sich immer mehr mit seiner Umwelt zu vernetzen. Z. B. über eine Datenbrille oder Sensoren in seiner Haut, die ihm Daten seiner gesamten Umwelt liefern. „Die Technik helfe ihm, Sinneswahrnehmungen zu schärfen“. Und so sagt Enno, und das ist erstaunlich „mehr Mensch zu werden“.

Viele Menschen folgen diesem Trend. Auch sie wollen damit „mehr Mensch“ werden. Freunde von Enno haben sich zum Beispiel Magnete in die Finger setzen lassen, damit sie elektromagnetische Felder erspüren können.

Viele Cyborgs träumen davon, dass sie eines Tages technisch so aufgerüstet sind, dass die Kaffeemaschine schon anspringt, wenn sie morgens die Augen aufmachen. Dazu bekommen sie auch gleich die aktuellen Puls- und Blutdruckwerte. 

Mir macht das alles ehrlich gesagt Angst. Ich denke, wir Menschen können nicht noch menschlicher werden als wir schon sind. Wir können uns die Technik in gutem Sinne zu Nutze machen, ja. Ich finde es toll, dass es möglich ist mit Hilfe der Technik wieder hören oder wieder laufen zu können.

Aber mit ihr verschmelzen? Das ist für mich eine seltsame Vorstellung. Wenn mir morgens schon gesagt wird, was ich am besten für mich tue, kann ich nicht mehr wählen, wie ich heute leben will: gesund oder mal so richtig ungesund mit fettigen Pommes auf dem Sofa, mit viel oder wenig Bewegung.

Mensch zu sein heißt für mich frei entscheiden zu können, was ich tun und wie ich leben will. Und Mensch sein heißt für mich auch, dass ich erst mal gut bin, so wie ich bin - auch mit meinen Fehlern.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17657
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