SWR3 Gedanken

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In Essen läuft seit Anfang Mai ein neues Projekt. „Putzen für Bier“ heißt es inoffiziell, aber dieser Titel beschreibt gut, was hier passiert. Menschen, die seit Jahren schwer alkoholabhängig sind, halten öffentliche Plätze sauber und bekommen dafür ein paar Dosen Bier am Tag. Klingt völlig absurd. Alkoholsucht mit Alkohol behandeln? Geht es bei dem Ganzen nicht darum, dass die Alkoholabhängigen nicht mehr auf öffentlichen Plätzen rumlungern, wo sie vielen ein Dorn im Auge sind?

Trotz dieser Kritik finde ich die Idee „Putzen für Bier“ gar nicht so schlecht. Die Alkoholabhängigen bekommen nämlich neben der „Währung Bier“ auch soziale Betreuung, sie werden ärztlich versorgt und sie bekommen ein bisschen Geld für ihre Leistung. Klar, weit unter dem Mindestlohn, aber ihre Arbeit wird entlohnt.

Oft sind diese Menschen stark oder mehrfach abhängig, so dass es gut ist, wenn sie einfach weniger und keine harten Sachen trinken. Außerdem ist ihr Tag durch den Mini-Job geregelt. In Amsterdam hat man bereits gute Erfahrungen mit dem Projekt gesammelt. Alkoholabhängige und Sozialarbeiter sind so zufrieden damit, dass es jetzt sogar ausgeweitet werden soll.  

Ich finde es gut, Abhängige auf diese Art zu unterstützen. Denn hier wird nicht vertuscht oder verjagt, hier werden Menschen mit ihren Problemen und in ihrer Würde ernst genommen.   

Der Hauptsitz des städtischen Projektes in Essen befindet sich übrigens in der Hoffnungsstraße - das klingt doch vielversprechend.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17655
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