SWR3 Gedanken

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Anfang Mai war ich im „Bibelhaus“ in Frankfurt. Dort kann man die Zeit, in der die Bibel entstanden ist, wunderbar erleben und verstehen.

Irgendwann sitze ich mit meiner Gruppe in einem Nomaden-Zelt. Es ist dunkel und ein bisschen stickig und ich kann mir vorstellen, dass es die Menschen damals gut vor Hitze und Sandstürmen geschützt hat. Als Nomaden sind sie mit ihrem Vieh und der ganzen Familie von einem Weideplatz zum nächsten gezogen, um überleben zu können.

Am meisten hat mich der große Mühlstein vor dem Eingang fasziniert. Ich hab es nicht geschafft, ihn zu bewegen. Klar, dass die Frauen damals den ganzen Tag gebraucht haben, um das Mehl für die Familie zu mahlen.  

Die Frau, die uns rumgeführt hat, hat uns dann von den drei MÜs erzählt. Mütter, mündlich, Mühle. Ohne diese drei MÜs hätten wir die Bibel heute nicht. Die Mütter haben die biblischen Geschichten während des Getreidemahlens an die Kinder weitererzählt. Mütter - mündlich - Mühle. Und so sind die Geschichten von Generation zu Generation weitererzählt worden, bis sie aufgeschrieben wurden.

Heute ist Weltbauerntag. Da muss ich unweigerlich an die drei MÜs denken. Ohne die biblischen Bauern und Bäuerinnen wäre die Bibel gar nicht entstanden. Mir gefällt vor allem, dass dieses Buch so bodenständig gewachsen ist. Nicht am Schreibtisch von irgendwelchen Gelehrten. Das kam erst später, als einige Bibeltexte nachbearbeitet worden sind.
Die Bibel ist bei der alltäglichen Arbeit, mitten im Leben weitererzählt worden. Und wenn man genau hinsieht, handeln viele biblische Geschichten ja auch vom ganz normalen Leben. Da geht es um Macht, Neid, Wut, Streit - aber auch um Liebe, Familie und Vertrauen.
Die Bibel ist wie ihre Entstehung: mitten aus dem Leben gegriffen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17654
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