Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Früher – da war es so einfach, Christ zu sein. Man glaubte an den lieben Gott und der Pfarrer sagte, wo es lang ging. Heute ist das anders. Der Mensch, auch der Christ, ist mündig geworden – zum Glück. Von der Kirche lässt man sich nicht mehr sagen, was richtig und was falsch ist. Und in der Nachbarschaft leben immer mehr Menschen, die mit Religion wenig anfangen können oder wollen. Auch deshalb ist Christ sein schwerer geworden, denn man soll ja auch einmal Antwort geben können, was man da eigentlich glaubt. Was antworten Sie denn, wenn der Nachbar, dem es zurzeit gar nicht gut geht, unter Seufzen die Frage stellt: „Warum kommt man überhaupt auf die Welt, wenn man eh wieder sterben muss?“ Der alte katholische Schulkatechismus, der mit dem grünen Einband – die Volksschüler aus den 50ern und 60ern kennen den vielleicht noch -  hatte eine einfache Antwort auf die Frage: Wozu sind wir auf Erden?  „…um Gottes Willen zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“ Mit so einer Antwort kann ich heute nirgendwo mehr landen.

„Warum kommt man überhaupt auf die Welt?“ Der Theologe Albert Biesinger hat eine Formulierung gefunden, die mir gut gefällt. Er sagt: „Du bist auf der Welt, weil du ein Lieblingsgedanke Gottes bist. Gott hat dir Licht von seinem Licht mitgegeben. Und du sollst mit deinen Möglichkeiten Gott und seine Liebe in der Welt verkünden.“  (CiG45/2010 S.513)

Dem Nachbarn, der da gefragt hat, warum er überhaupt auf die Welt gekommen ist, würde ich das so sagen: „Also ich bin auf die Welt gekommen, damit ich gerade jetzt hier mit dir auf der Treppe sitzen und die nächste halbe Stunde bei dir sein kann.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17639
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