SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

In wenigen Tagen startet die Fußballweltmeisterschaft der Männer in Brasilien. Für die einen die beste Zeit des Jahres, für die anderen ist das einfach nur fürchterlich. Aber sicher ist: Um den Fußball kann man einfach nicht herumkommen. Fahnen in jedem Geschäft, Fußball total im Fernsehen. Und jetzt auch im Radio: Fußball.

Fußball und Religion verbindet vieles. Schon die Sprache verrät das: Die Fans pilgern ins Stadion, das Stadion ist eine Kathedrale des Sports, Anhänger eines Clubs tragen das Trikot wie eine Kutte. Und viele Fans verhalten sich im Stadion wie im Gottesdienst. Auf der Tribüne gibt es Wechselgesänge und wenn der Mannschaftskapitän den Pokal in den Abendhimmel reckt, sieht das aus, wie ein Priester, der einen Kelch hochhält.

Fußball und Religion haben ganz enge Beziehungen. Liegt die eigene Mannschaft zurück, hoffen die Fans auf ein Wunder, Bastian Schweinsteiger ist ein Fußballgott und der Spieler, der das Spiel noch rumreißt, ist der Messias.

Kein Wunder bei all den Parallelen, dass für manche der Fußball eine Religion ist. Manchmal sogar ein Religionsersatz. Da gibt es für Fans in Schalke oder Hamburg nichts Besseres, als sich auf dem clubeigenen Friedhof beerdigen zu lassen. Da wird das »Vater unser« in ein «Fußball unser« umgeschrieben.

Aber es gibt auch Unterschiede. Die Welt des Fußballs ist letztlich eine beschränkte Welt. Fußball spielt sich im Stadion ab, vor dem Fernseher, an bestimmten Tagen in der Woche. Klar, Fußball kann mich den ganzen Tag beschäftigen, aber mein Leben muss ich auch jenseits des grünen Rasens Tag für Tag auf die Reihe kriegen. Da hilft mir der Fußball wenig, der Glaube aber umso mehr. Glaube will nämlich gerade durch das ganze Leben begleiten. Er will helfen, das Leben zu bewältigen und zu gestalten. Das kann ich immer wieder spüren, wenn ich vor schwierigen Entscheidungen stehe. Die Hoffnung, dass mich Gott begleitet und bei mir ist, hilft mir dabei. Mehr, als mein Lieblingsverein. Als ich vor wenigen Jahren meinen Arbeitsplatz gewechselt habe oder bei Konflikten mit den Kindern, da denke ich nicht an Fußball. Da baue ich auf das Vertrauen, das ich in Gott setze. Dass es gut gehen wird. DasGott bei mir ist – auch wenn es Schwierigkeiten gibt.

Ich gebe zu: Ich werde mit Vergnügen die Spiele der Weltmeisterschaft gucken. Aber ich weiß genau, dass das Leben mehr ist, als nur Fußball.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17612
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