SWR2 Wort zum Tag

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 Jetzt tobt Godzilla, die riesige Monsterechse, wieder durchs Kino. Seit über 60 Jahren gibt es immer wieder Filme über das riesige Ungetüm. Der erste Godzilla-Streifen stammte aus Japan, in den letzten Filmen aber treibt das Monster vor allem in Amerika sein Unwesen. Aktuell verwüstet es im Film San Francisco – im Kampf mit anderen gigantischen Urzeitmonstern. Die Kreatur im Film ist riesig. Selbst Hochhäuser macht es platt. Die ganze Stadt wirkt angesichts der gewaltigen Monster wie eine Miniaturwelt.

Nun kann nicht jeder etwas wie solchen Filmen anfangen. Monster und Zerstörung, wildes Rumgeballer und Riesenwellen, das ist nicht nach jedermanns Geschmack. Aber neben den Monstern gibt es auch noch Menschen in diesem Film. Und mit ihnen wird in faszinierender Art und Weise umgegangen: Sie werden nämlich als ohnmächtige und hilflose Gestalten gezeigt. Die Monster fegen durch die Stadt, thronen wie Götter auf Hochhäusern, die Welt der Menschen ist da nur noch Staffage.

Selten hat das Kino für die Winzigkeit des Menschen solche starke Bilder gefunden. Denn alles, was die Menschen gegen die Monster unternehmen, fruchtet nichts. Keine Düsenjäger und auch keine Atombomben. Stattdessen zerstören die phantastischen Kreaturen die Stadt, den Raum des Lebens in der modernen Welt. Den Menschen bleibt nur zu hoffen, dass sich Godzilla und die anderen Monster gegenseitig an die Gurgel gehen.

Das ist eine ungewohnte Perspektive – im Kino wie im realen Leben. Dabei steckt schon im Begriff Monster eine wichtige Einsicht. Monster kommt vom lateinischen monstrum, demMahnzeichen, dem Zeigen. Das Monster zeigt also, was Leben eigentlich ist und soll. Denn wenn etwas monströs ist, dann muss ich eine Idee davon haben, was eigentlich normal, was richtig ist. Das Monster Godzilla zeigt vor allem, dass der Mensch viel ohnmächtiger ist, als er immer meint. Angesichts eines solchen monströsen Tieres erweist sich alles Wissen, alles Können als klein und beschränkt. Godzillamacht beispielhaft deutlich, dass die Natur, die Erde, viel größer ist als der Mensch. Und dass der Mensch letztlich ohnmächtig ist.Das bietet wiederum dem Leben eine neue Perspektive. Mich fordert es auf, demütiger mit seinen Fähigkeiten und meiner Ohnmacht umzugehen.

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