Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute feiern die christlichen Kirchen das Fest Christi Himmelfahrt. In den biblischen Geschichten zu diesem Fest geht es darum, dass der Auferstandene nun endgültig heim zu Gott geht. In den Himmel auffährt. Und damit beginnen die Missverständnisse. Jahrhunderte lang wurde dieser Himmel als räumlicher Ort verstanden. Das, was über der Erde ist. Heute deutet man diesen biblischen Himmel eher als eine Erfahrung: ganz nah bei Gott zu sein. Jesus ist in den Raum Gottes zurückgekehrt. Er ist eins geworden mit Gott.

Er tut dies aber nicht, ohne seinen Freunden etwas zu versprechen:

„Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“

Und er ist auch nicht einfach verschwunden. Nein, er hat  Spuren hinterlassen. Spuren, die zeigen, wie Leben gelingen kann.

Dazu kommt mir eine Idee in den Sinn, wie man die frühere Sicht von Himmelfahrt gut mit einer Vorstellung unserer Tage verknüpfen kann.

Ab dem 14. Jahrhundert finden sich in der Kunst Darstellungen, auf denen man am oberen Bildrand nur noch die Füße des Auferstandenen sieht, während unten im Bild ein deutlicher Fußabdruck zu sehen ist.

Jesus ist nicht mehr greif- und sichtbar – aber er hat seinen Fußabdruck hinterlassen. Diesen Fußabdruck versuchen bis heute Pilger im Heiligen Land zu finden. Doch auch darum geht es aus meiner Sicht nicht.

Mir geht es darum zu schauen, wo kann ich von diesem Fußabdruck Jesu etwas in meinem Leben finden.

Wo hat er mich geprägt? Wo spür ich diesen Fußabdruck in mir? Als etwas, das mich unruhig bleiben lässt. Das mich herausfordert, dass auch ich meinen Teil  dazu beitragen kann, dass etwas von ihm lebendig bleibt…und die Welt ein wenig besser wird. Große Worte? – vielleicht. Zu große Schuhe? Das auch.

Und doch will ich nicht müde werden, das was ich kann, was mir gegeben ist -   zur Verfügung zu stellen. Zuhören können, mir Zeit nehmen, für das oder den, der grad dran ist, ein Stück Weg mit Menschen in Trauer gehen, ihren Schmerz mit aushalten und einfach da sein ohne große Worte.

Dabei hilft mir dieser Fußabdruck Jesu. Er macht mich unruhig, schenkt mir langen Atem und lässt mich zugleich völlig ruhig sein, weil auch mir versprochen ist: „Ich bin bei dir alle Tage bis ans Ende der Welt.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17607
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