SWR2 Wort zum Tag

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Kleine Kinder werden oft an der Hand genommen. Wenn sie noch lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen und zu gehen, hilft es, wenn sie jemanden an der Seite haben, der eine sichere Stütze ist. Aber auch wenn sie dann selbständig gehen können, ist es schön, nach der Hand der Mutter oder des Vaters zu greifen. Das gilt natürlich auch für die Eltern. Hand in Hand zu gehen, lässt einen spüren, dass man miteinander verbunden ist . Ein Gefühl, dass auch für Jugendliche wunderschön ist, nur dass es dann nicht mehr die Eltern sind, sondern die Freundin oder der Freund, mit dem sie „Händchen halten“. Für alte Menschen ist es oft wichtig, sich an einem sicheren Arm oder an einer Hand festzuhalten. Manchmal ist es das letzte Zeichen von Verbundenheit, wenn sie kaum noch sprechen können oder ihr Gegenüber nicht mehr erkennen.

Jeder Mensch ist auf der einen Seite ein Einzelner, der auf sich selbst gestellt ist. Und zugleich braucht jeder die Verbundenheit mit anderen Menschen, um leben zu können. Diese Verbundenheit ist nicht zu verwechseln mit Abhängigkeit. Sogar das kleine Kind an der Hand der Eltern zieht oft in die Richtung, die es gerade wünscht.

Eine besonders schöne Geste ist es daher auch, jemandem die Hand auf die Schulter zu legen. Mit dieser Geste gebe ich  dem andern zu verstehen: Ich stehe hinter dir. Und ich traue dir zu, dass du deinen Weg gehen wirst. Besonders Jugendliche wollen genau das spüren. Es ist wichtig für sie. Sie brauchen andere, die an sie glauben, damit sie sich selbst etwas zutrauen. Das spüre ich auch bei meiner jugendlichen Tochter. Diese Geste spielt bei der Firmung eine wichtige Rolle. Die Paten stehen hinter den Firmlingen und legen den jungen Leuten die Hand auf die Schulter, während der Bischof ihnen von vorne die Hände auflegt. Firmung oder Konfirmation – wie das entsprechende Fest in der evangelischen Kirche heißt - bedeutet ja „Bestärkung“. Junge Menschen werden darin bestärkt, ihren eigenen Weg als Christen zu gehen. Nicht mehr an der Hand ihrer Eltern, sondern aus eigener Überzeugung. Es ist gut, wenn Jugendliche Vorbilder haben: Eltern, Verwandte, Lehrer oder andere erwachsene Bezugspersonen, an denen sie sich orientieren können. Aber es geht eben nicht darum, nur deren Vorstellungen zu erfüllen. Die Firmung bestärkt sie darin, das Abenteuer ihres eigenen Lebens zu wagen.

Als Mutter hilft mir dieser Zuspruch, meine Tochter, die morgen ihre Firmung feiert, erwachsen werden zu lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17602
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