SWR3 Gedanken

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Nichts sei so beständig wie ein Provisorium, heißt es. Auf den Jubilar dieses Tages zumindest trifft das zu, denn heute vor 65 Jahren ist unser Grundgesetz in Kraft getreten. Man hatte es ausdrücklich nicht „Verfassung“ genannt. Deutschland war damals geteilt. Sollten die beiden Teile wieder zusammen kommen, so dachte man sich, dann würde man dem Land eine richtige Verfassung geben. Zusammen sind wir zwar schon lange, aber das Grundgesetz ist immer noch da. Es ist längst unsere gemeinsame Verfassung geworden.

Wunderbare Gedanken lese ich darin: Dass jeder Mensch die gleiche, unverletzliche Würde hat, egal wer er ist, wie er tickt und woher er kommt. Dass die Gesundheit und das Leben jedes Menschen von keinem angetastet werden dürfen. Dass alle vor dem Gesetz gleich sind und keiner bevorzugt oder benachteiligt werden darf. Dass jeder, der hier lebt, denken, glauben und sagen darf, was immer er will und dass jeder seine Religion ohne Einschränkung ausüben kann. Immer vorausgesetzt, er schränkt nicht die Freiheit der Anderen ein. Es sind Gedanken, die zutiefst inspiriert sind vom christlichen Menschenbild.

Mag sein, dass vieles in unserm Alltag nicht immer so funktioniert. Dass wir dem ethischen Ideal dieser Gedanken oft genug hinterher hinken. Entscheidend ist aber, dass das Ideal klar ist, und dass wir hoffentlich nie mehr dahinter zurückfallen. In Verantwortung gegenüber allen Menschen, die hier leben, aber auch gegenüber Gott. Das steht nämlich auch so im Grundgesetz. Ganz am Anfang.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17591
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