SWR3 Gedanken

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Was für ein Blödmann! Rentner wahrscheinlich. Kann schon nicht mehr richtig Auto fahren, muss aber ausgerechnet heute Morgen hier rumgurken. Der hält doch den  ganzen Verkehr auf. Ich weiß, das gehört sich gar nicht. Aber solche lästerlichen Gedanken rutschen mir ab und zu trotzdem mal raus. Ein unschönes Etikett für den Anderen ist dann immer ganz schnell vergeben. Ein knallhartes Urteil über Leute, die ich genau genommen gar nicht kenne, nie gesehen habe und meistens auch nie wieder sehen werde. Das kann auch mal die Bedienung im Restaurant sein, die mich nicht freundlich genug begrüßt. Der Behördenmitarbeiter, der mir auf die Nerven geht. Oder eben jener Mensch, der nach meiner Meinung auf der Straße nichts verloren hat, weil er viel zu langsam vor mir her fährt. Das passende Etikett haben sie in meinen Gedanken dann gleich weg.

Vielleicht brauchen wir solche Etiketten ja, um die Welt um uns ein wenig zu sortieren. Allerdings ist die Gefahr dabei ziemlich groß, zum Etikettenschwindler zu werden. Denn wenn ich ehrlich bin, weiß ich über die anderen ja gar nichts. Ich weiß nicht, was sie umtreibt. Warum sie so drauf sind. Warum sie gerade jetzt, hier und heute so handeln. Vielleicht gibt es dafür ja wirklich einen triftigen Grund, den ich bloß nicht kenne.

Wahrscheinlich ist es darum keine schlechte Idee,  diese Art von Etiketten möglichst selten zu vergeben. Mich stattdessen mal über den Busfahrer zu freuen, der hat mich gerade gestern mit einem lächelnden „Guten Morgen“ im Bus empfangen hat. Auch der hat jetzt ein Etikett weg, aber ein ganz anderes.

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