SWR2 Wort zum Tag

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Die Roboter sind unter uns. War kürzlich in einer großen Zeitung zu lesen. Sie können reden. Musizieren. Und aufräumen.
In Japan gibt es bereits Pflegeroboter, die sich um Menschen kümmern sollen, die sich nicht mehr selbst helfen können.
Wunderbar, denke ich, der Mensch ersinnt eine Maschine, die sich ihm anpasst und ihn unterstützt.
Aber dann frage ich mich sofort: könnte es nicht auch sein, dass sich die Dinge anders herum entwickeln? Dass sich der Mensch der Maschine anpasst. Und ihr immer ähnlicher wird?
Ganz so abwegig ist eine solche Entwicklung nicht. Die Lust, sich als Teil einer Maschine zu fühlen, die Messdaten über uns ausspuckt, ist durchaus da. Nicht nur Hobbysportler und Profis führen Listen, mit denen kontrolliert wird, was alles an uns gemessen werden kann: Herzfrequenz, Gehirnströme, Body-Maß-Index usw.
Mit den Sensoren an Handgelenk, Brust und Oberarm lässt sich dann in Erfahrung bringen, was mit mir los ist.
Das ist sicher oft hilfreich! Aber verleitet doch leicht zu dem Fehlurteil, dass der Mensch auch wie eine Maschine funktioniert.
In einem bekannten Kirchenlied heißt es: „Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet.“ Vielleicht ein Hinweis darauf, dass der menschliche Bauplan, dieses fein verästelte Miteinander von Leib und Seele, noch etwas anderes ist. Ein Hinweis, dass sich das bunte, wunderbare, manchmal abgründige Leben nicht einfach über Messdaten einfangen lässt. Und dass der Mensch eher einem Kunstwerk ähnelt als einer technischen Konstruktion.
Letztendlich, so meine ich, ist der Mensch unausrechenbar – im Guten wie im Schlechten. Er hat die Freiheit sich zu entscheiden. Das kann ihm keine Maschine abnehmen. Und er ist nicht ersetzbar, wenn es etwa darum geht, für einen anderen Menschen da zu sein. Kein Roboter kann das für ihn tun.
Die Tatsache, dass die Roboter unter uns sind, wie die Zeitung schrieb, wird für mich zu einem Anlass, darüber nachzudenken, was denn das spezifisch Menschliche am Menschen ist. Ich meine: dass wir fähig sind zur Begegnung mit Anderen. Dass wir lieben können und hoffen. Dass wir etwas dazu beitragen können, dass Frieden wächst.
Das wenigste davon lässt sich ausrechnen oder messen. Auch gelingt längst nicht alles davon. Aber es bringt mich doch auf eine Spur, wo ich den Anderen als einmaligen und unersetzlichen Menschen verstehe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17562
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