SWR2 Wort zum Tag

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Wenn Menschen sich verstehen sollen, reicht die gemeinsame Sprache nicht aus. Der Geist muss dazukommen.

Ob Menschen sich verstehen, das hängt nicht nur von der gemeinsamen Sprache ab. Es braucht dazu auch den Geist der gelingenden Kommunikation. In einigen Urlaubstagen nach Ostern habe ich das wieder erlebt.
„Non ho capito! – „ich verstehe nichts: Unsere Vermieterin hat es immer wieder gesagt, ganz gleich, mit was für einem Anliegen wir uns an sie gewendet haben. Ob es um einen kaputten Stuhl gegangen ist  oder um den Stellplatz für das Auto. „Non ho capito!“ Wir konnten kein Italienisch, sie kein Deutsch. „Ich verstehe nichts!“ – das ist dann eigentlich normal.
Ja, wenn wir ein Jahr zuvor am selben Ort nicht genau die gegenteilige Erfahrung gemacht hätten. Auch die Vermieterin damals hat nur Italienisch gesprochen. Aber sie hat mit allen Mitteln versucht, uns zu verstehen. Warum das damals gelungen ist? Ich bin sicher: Es ist die Haltung: Die Vermieterin in diesem Jahr hat von Anfang an keinerlei Lust gehabt, mit uns in Beziehung zu kommen. Ein Jahr zuvor – da hat uns die Vermieterin unbedingt verstehen wollen.
Mir kam das vor wie eine Pfingstgeschichte. An Pfingsten, da geht es ja darum, dass Menschen sich plötzlich verstehen, obwohl sie die Sprache der anderen nicht kennen. Dass dies gelingt,, so heißt es, liege an Gottes Geist. Gottes Geist – das ist also ein Geist, der Haltungen verändert. Ein Geist, der Kommunikation möglich macht. Ein Geist, der das Interesse aneinander weckt.
Oft ist ja nicht einmal die Sprache schuld, wenn Menschen sich nicht verstehen. Die gelingende Kommunikation, sie scheitert, weil mein Gegenüber ein anderes Bild im Kopf hat, wie die Welt sein soll. Und ich andere Vorstellungen darüber, wie wir aus einer schwierigen Situation wieder herauskommen. „Non ho capito!“ Das ist dann das Eingeständnis, dass nichts mehr geht.
Nicht ohne Grund wird der Geist Gottes in der Pfingstgeschichte im Bild des Feuers beschrieben. Feuer breitet sich aus. Auch diese Erfahrung hat sich in der Beziehung zu unserer Vermieterin abgebildet. Immer wieder sind wir auf sie zu gegangen. Beim Abschied, da war es dann vorbei mit  ihrem „Non ho capito!“ Sie hat gelächelt. Und hat uns die Hand entgegengestreckt. Der Geist der Kommunikation hat sie am Ende wohl doch berührt!
Das wünsche ich Ihnen und mir auch. Dass der Geist uns heute irgendwie ansteckt. Und sich irgendjemand über mich wundert. Und über Sie hoffentlich auch!

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