SWR3 Gedanken

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„Religion ist und bleibt eine Krücke.“ Das habe ich in einem Interview mit dem Atheisten Richard Dawkins gelesen. Nach Dawkins Meinung ist nämlich jegliche Religion gefährlich. Eine Krücken fürs Gehirn, die verhindert, dass die Menschen selbständig denken: Wer die Bibel liest, der glaubt auch, die Welt wurde in sechs Tagen erschaffen. Behauptet Dawkins jedenfalls.
In Amerika hat sich offensichtlich noch nicht herumgesprochen, dass es genug Christen gibt, die gut die Schöpfungsgeschichte mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaft verbinden können. Und dass es eine Wissenschaft gibt, nämlich die Theologie, die kritisch die Texte der Bibel erforscht.
Ich glaube, meine christliche Religion ist keine Krücke für Denkfaule. Vielleicht aber ein Merkzettel, auf dem steht: Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt! Ich kann meinen Weg im Leben gehen, ich kann und soll meinen Kopf benützen. Ich soll den Geheimnissen der Welt nachforschen. Aber weder bin ich allein auf der Welt, noch bin ich dafür verantwortlich, dass es mich oder die Welt gibt. Es gibt größere Dinge als mich.
Der Physiker Harald Lesch hat einmal gesagt: "Was nützt es mir denn, wenn ich weiß, dass die Welt eine quantenmechanische ist? Lieben wir deswegen unseren Freund oder unsere Freundin nicht mehr? Wenn ich sehe, dass jemand anderes leidet, leide ich dann nicht mehr mit, weil ich denke: Na ja, das ist nur eine Kohlenstoffeinheit, Biochemie mit Überbau."
Ich glaube, meine christliche Religion hindert mich nicht daran selbstständig tiefe Erkenntnisse über die Welt zu erhalten, sondern sie ermöglicht es mir erst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1755
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