SWR3 Gedanken

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Ein amerikanischer Kekshersteller wirbt für sein Produkt: Gesunde Kekse für gesunde Familien. Keine Ahnung, ob die Kekse gesund sind. Aber interessant sind die Familien, die präsentiert werden. Da sieht man keine klassische Familie, sondern eine Menge alternativer Familienmodelle. Patchwork-Familien, gleichgeschlechtliche Partner mit Kind, Eltern mit unterschiedlicher Hautfarbe. So weit, so gut.
Was sich dann abspielt, nennt sich neudeutsch „Shitstorm“. Hunderte von Hassmails, in denen Wörter wie „ekelhaft“ oder „krank“ vorkommen. Viele Menschen finden, dass solche Familien nicht gesund sind. Daraufhin beauftragt die Firma zwei Künstlerinnen, etwas aus diesen negativen Botschaften zu gestalten. Und die drucken die Mails aus, rollen sie einzeln auf, kleben sie zusammen. Und was dabei herauskommt, ist das Wort „Love“. Aus Hunderten von Hassmails entsteht das Wort „Liebe“. Großartige Idee.
Und darüberhinaus tun die Künstlerinnen noch etwas. Sie drucken alle Mails aus, in denen sich jemand über die Werbespots freut. Weil sie eben nicht das klassische Familienmodell preisen, sondern zeigen, wie bunt „Familie“ mittlerweile in unserer Welt gelebt wird. Und siehe da, es gibt über zehnmal mehr positive Reaktionen als negative. Auch die werden gerollt und geklebt. Und bilden am Ende einen großen Rahmen für das große Wort „Liebe“. So kann aus Hass Liebe werden.
Schöne Geschichte. Weil ein Keksfabrikant nicht angekekst ist, sondern aus der Drohbotschaft eine Frohbotschaft macht: Das einzige, was wirklich zählt, wenn es um Familie geht, ist Liebe. Und wo zwischen Menschen echte Liebe spürbar ist, ist nichts „ekelhaft“ oder „krank“, sondern gut und gesund. Und das kann ich sogar ohne Keks begreifen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17548
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