SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Meine Tochter Emma ist acht Jahre alt. Sie macht sich viele Gedanken über die Welt und das Leben. Und manchmal auch den Tod. Derzeit findet sie den Gedanken bestechend, als Tier wiedergeboren zu werden. Stundenlang kann sie darüber fabulieren, ob sie lieber eine Katze oder ein Pferd wäre. Und welches Tier ich wohl wäre. Eine Giraffe womöglich.
Irgendwann wird es mir zu bunt. Weil ich nun gar nicht daran glaube, dass ich nach meinem Ableben als Giraffe durch die Savanne streifen werde. Und das sage ich meiner Tochter. „Ich glaube, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist“, erkläre ich ihr. „Aber das mit den Tieren, das glaube ich einfach nicht.“ Emma wird still. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann sagt sie: „Ist ja auch egal. Du wirst es eh früher erfahren als ich.“
Tja, da hat sie hoffentlich Recht. Nach allen Regeln der Kunst werde ich vor ihr das Zeitliche segnen und dann erfahren, was es auf sich hat mit dem Tod. Ob es so kommt, wie sie vermutet, oder ob es so kommt, wie ich glaube. Der Tod setzt zwar einen Schlusspunkt unter mein Leben, wie ich es kenne. Aber das heißt noch lange nicht, dass es dann mit mir ganz und gar zu Ende sein wird.
Wie genau das dann aussieht, ist mir eigentlich gar nicht so wichtig. Wichtig ist mir, dass da etwas sein wird. Das glaube ich. Und das trägt mich. Und Katzen und Pferde und Giraffen sind für mich einfach Katzen und Pferde und Giraffen.
Die Emma geht übrigens lieber auf Nummer Sicher. Sie hat schon einmal ein Schild gemalt, das ich für den Fall der Fälle mit mir tragen soll. Denn falls sie doch Recht behält und ich als Giraffe durch die Savanne streife, wäre ein Schild mit meinem Namen hilfreich. Damit sie mich auch erkennt. Nun denn. Warten wir’s ab.

 

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