SWR3 Gedanken

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Der mit dem Wal tanzt. So hätte man ihn auch nennen können: Jona, dem Gott einen Auftrag gibt: Rede mit den Menschen aus der Stadt Ninive. Denn die brauchen einen, der sie wieder auf die Spur bringt. Du bist der Richtige, Jona, damit sich etwas ändert. Geh nach Ninive.
Jona geht nicht nach Ninive, Jona kneift. Soll Gott doch einen anderen schicken, der den Niniviten die Leviten liest. Jona sucht das Weite und hofft, dass es keinem auffällt. Soll doch jemand anders die Verantwortung übernehmen, damit sich etwas ändert.
Die Geschichte von Jona geht mir durch den Sinn, weil heute gewählt wird. Für Europa und in vielen Kommunen. Indem ich wählen gehe, nehme ich Verantwortung wahr. Aber viele werden heute nicht wählen gehen. Seit Jahren gehen immer weniger Menschen wählen. Immer mehr Menschen meinen wie Jona, dass es auf sie nicht ankommt. Sollen doch andere Verantwortung übernehmen, damit sich etwas ändert.
Der Rest der Jona-Geschichte ist übrigens schnell erzählt. Jona findet ein Schiff, das in eine ganz andere Richtung fährt. Das Schiff gerät in Not, die Mannschaft beschließt, dass das an Jona liegt und wirft ihn über Bord. Ein Wal verschluckt ihn für drei Tage und spuckt ihn dann wieder aus. Jetzt gibt Jona klein bei und geht doch nach Ninive. Und siehe da: Die lassen sich die Leviten lesen und besinnen sich. Es kam eben doch auf Jona an.
Was damals gilt, gilt auch heute noch: Es kommt auf jeden an. Wir sollen niemandem die Leviten lesen, sondern von unserem demokratischen Recht Gebrauch machen. Und deshalb braucht es auch keinen Wal, um zur Wahl zu gehen und das Kreuzchen an der Stelle zu machen, die man für richtig hält. Wer weiß, ob es am Ende nicht doch genau auf meine Stimme ankommt, damit sich etwas ändert.

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