Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Namensschilder sind wichtig. An der Haustür, am Briefkasten. Auf meinem Platz beim Fest als Tischkarte Oder an meinem Krankenbett womöglich, jedenfalls überall dort, wo man mich eindeutig finden und treffen soll. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie stark mich beeindruckt hat als 11 jährigen Jungen, dass meine Mutter in jedes einzelne Kleidungsstück ein Namensschild von mir genäht hat. Meine Sachen sollten im Internat meiner neuen Schule nicht verloren gehen. Seit dem weiß ich: Namensschilder sind einfach wichtig. Das Wichtigste aber wohl auch das wahrscheinlich merkwürdigste Namensschild, das ich kenne, das hängt am Kreuz. Als Jesus gestorben ist, so berichtet die Bibel, da kommt Pontius Pilatus, der römische Stadthalter von Jerusalem nämlich auf die Idee, ein Namensschild für den am Kreuz schreiben zu lassen. Alle Leute, die vor bekommen, sollten es wohl lesen und damit Bescheid wissen, wer da so grausam gestorben ist.
Und so ist es zu dem berühmten INRI  gekommen. Was abgekürzt so viel heißt wie Jesus
Nazarenus Rex Judaorum also: Jesus aus Nazareth König der Juden. So soll es in den damals wichtigsten Sprachen gleich mehrfach gestanden haben. Und als die Gegner Jesu, die ihn verurteilt hatten, widersprachen und das Namensschild ändern lassen wollten, im Sinn von: Er habe behauptet, dass er dieser König sei. Aber Pilatus hat sich nicht beirren lassen. Er lies eine Änderung nicht zu. Nein, was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben! Hat Pilatus gesagt. Und so ist es geblieben bei dem einmaligen Namensschild INRI bis heute. Grund genug, dass alle Kreuze auf den Gräbern unserer Verstorbenen seitdem einen Namen haben. In Gemeinschaft mit dem Jesus am Kreuz. Was für eine Tradition.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17517
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