SWR2 Wort zum Tag

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„Herr, Dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt.“ So lautet das Thema der diesjährigen „Woche für das Leben“. In jedem Frühjahr regen die Kirchen dazu an, eine Woche lang unter einem bestimmten Aspekt das Leben zu betrachten. Alles in Gottes Hände legen - dazu möchte ich Ihnen heute morgen Worte des gerade heiliggesprochenen Papstes Johannes XXIII. vorlesen. Er blickt darin kurz vor seinem Tod auf sein Leben zurück. Für mich ist es ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie ein Mensch sein Leben dankbar und vertrauensvoll in Gottes Hände legt. Papst Johannes ist 1963 mit 82 Jahren gestorben. Menschen aus seiner Umgebung haben Worte von ihm aus seinen letzten Stunden aufgeschrieben:

„Das Geheimnis meines (Papst-)Amtes ist das Kreuz, das ihr gegenüber von meinem Bett seht. Es ist da, damit ich es in meinem ersten wachen Augenblick und bevor ich einschlafe, sehen kann. Es ist auch da, damit ich während der langen Abendstunden mit ihm reden kann. Schaut hin, seht es, wie ich es sehe. Diese offenen Arme sind das Programm meines Pontifikats (meiner Zeit als Papst) gewesen: Sie sagen, dass Christus für alle starb, für alle. Niemand ist ausgeschlossen aus seiner Liebe, seiner Vergebung. …

Ich hatte die große Gnade, in eine christliche Familie geboren zu werden, bescheiden und arm, aber mit Ehrfurcht vor dem Herrn. Ich hatte die Gnade, als Kind von Gott gerufen zu werden…. Ich hatte viele Ermutigungen.

Für meinen Teil bin ich mir nicht bewusst, jemanden beleidigt zu haben, aber wenn ich es getan habe, bitte ich um seine Vergebung; und wenn ihr jemanden kennt, der nicht aufgerichtet wurde durch meine Haltungen und Handlungen, bittet ihn, Mitleid mit mir zu haben und mir zu vergeben. In dieser letzten Stunde fühle ich mich ruhig und sicher, dass mein Herr in seiner Gnade mich nicht zurückweisen wird. So unwürdig ich bin, wollte ich ihm dienen, und ich habe mein Bestes getan…Meine Zeit auf Erden neigt sich dem Ende zu. Aber Christus lebt weiter, und seine Kirche setzt sein Werk fort. Daß sie doch eins seien!![1]

Worte Johannes des XXIII. in den Stunden vor seinem Tod.


[1] Zusammengesetzt aus vielen Zeugnissen; zit. Peter Hebblethwaite, Johannes XXIII., Zürich 1986, 634)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17510
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