SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Der 8. Mai vor 60 Jahren war ein Samstag. Die ARD strahlt zum ersten Mal das „Wort zum Sonntag“ aus. Eine Sendung, die sich über sechs Jahrzehnte gehalten hat und nach der „Tagesschau“ die zweitälteste Sendung der ARD ist. Zum Geburtstag hat das „Wort zum Sonntag“ eine neue Titelmusik und ein neues Aussehen bekommen. Der Hintergrund ist nicht mehr blau, sondern bunt und jede Woche anders. 

Das „Wort zum Sonntag“ – mitten zwischen Tagesthemen und Spielfilm oder Boxkampf. Genau da gehört es hinein: mitten rein in all das, was wir täglich hören und sehen – die Wunder der Natur, die Ergebnisse wissenschaftlichen Forschens, Unterhaltung, aber auch die Tragödien und Kriege in der Welt. 

So nennt die ARD das „Wort zum Sonntag“ eine „produktive Unterbrechung“. Sie soll dazu anregen, innezuhalten und über Gott und die Welt nachzudenken. Dabei bemühen sich die Sprecherinnen und Sprecher um die richtigen Worte, um aus dem christlichen Glauben heraus Stellung zu beziehen. Wo nötig, auch dazwischenzurufen: „So nicht!“ – wenn die Menschenwürde verletzt wird. 

Seit fünf Jahren gehöre ich zum ökumenischen Sprecherteam. Zwei Situationen gehen mir immer wieder durch den Kopf: 

Vor fünf Jahren das „Wort zum Sonntag“ aus der O2-Arena in Berlin. Unmittelbar vor dem Boxkampf zwischen Arthur Abraham und Jermain Taylor. Ich bin kein Boxfan, so war das für mich schon eine recht ungewohnte Situation. Aber Verkündigung findet eben mitten in der Welt und unter den Menschen statt. So habe ich die Herausforderung angenommen und über den Kampf als Bild für das Leben gesprochen. 

Vor vier Jahren musste ich ganz kurzfristig eine neue Sendung machen. Wegen der entsetzlichen Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg, bei der viele junge Menschen ums Leben gekommen sind. Selten habe ich so um Worte gerungen wie bei diesem schlimmen Ereignis, bei dem man eher schweigen möchte. 

In den vergangenen 60 Jahren hat das „Wort zum Sonntag“ Zustimmung und Kritik, Bewunderung, aber auch Spott ausgelöst – und das alles geduldig ertragen. Es ist eine einfache und unspektakuläre Sendung – und nicht klein zu kriegen. Und wenn Sie wollen, übermorgen wieder – nach den Tagesthemen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17467
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