SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Nacht auf den 1. Mai
ist irgendwie besonders.
Hexen tanzen auf dem Brocken in der Walpurgisnacht
Es werden wilde Streiche gespielt
Maibäume werden geklaut,
Gartentüren ausgehängt
und glibbriges Zeug in Briefkästen gespritzt
Ursprünglich war diese Nacht eine ‚Freinacht‘
Also zunächst mal ein Termin an dem die Ausgangszeiten,
die Öffnungszeiten der Gaststätten ohne Grenzen waren
deswegen ‚frei‘.
Und weil es als unschicklich galt
am kommenden Feiertag
bewegliches Zeug draußen stehen zu haben,
erlaubten sich die jungen Leute in den Dörfern aufzuräumen.
Da wurde zum Beispiel ein Heuwagen in seine Einzelteile zerlegt
und im Scheunendach neu zusammengebaut.
Deswegen werden heute noch Fußmatten, Gartengeräte und Mülleimer versteckt.
Aber warum das alles?
Da gab es die heilige Walburga
Die wurde am 1. Mai heilig gesprochen
Und deswegen wird dieser Tag bis heute gefeiert.
Walburga war eine Missionarin.
Als Deutschland noch großteils heidnisch war
wurde sie in England geboren
Soll Tochter des Königs Richard gewesen sein.
Sie hat früh ihre Eltern verloren
und ist im Kloster von Wimborne erzogen.
Bonifatius der Ordensgründer der Benediktiner
hat sie zusammen mit Lioba und anderen Frauen
nach Deutschland gerufen als Missionarinnen.
Sie wurde Äbtissin also Klosterleiterin in Heidenheim.
Aber schon auf der Überfahrt von England nach Holland rettete sie
der Legende nach ihre Mitreisenden durch ihr stetiges Gebet im Sturm.
Viele Wunder soll sie gewirkt haben.
Jedenfalls war sie eine von den Frauen,
die dazu beigetragen haben
dass wir heute davon reden
dass es in unserem Land eine christliche Kultur gibt
als Länder wie Syrien oder die Türkei
längst christlich waren…
Ob es diesen Aufstand in der Nacht vor dem Feiertag der Walburga gibt
weil sich heidnische antichristliche Kräfte zusammenfinden
gegen die Verbreitung des christlichen Glaubens?
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Ich denke vielmehr,
dass die Freiheit, die für mich das Wichtigste am Christentum ist,
in dieser freien Nacht getanzt werden will, ganz gleich
ob im Ballsaal oder im Wald.
Ob das Walburga auch so gesehen hätte – wer weiß?

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