SWR2 Wort zum Tag

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Immer noch wird gesucht. Seit über einem Monat. Gesucht nach einem verschwundenen Flugzeug und vor allem nach fast 240 Menschen. MH 370, das Kürzel kennt mittlerweile die Welt. Es ist die Nummer der Maschine, die Anfang März von den Radarschirmen verschwand und nach der zig Schiffe, Flugzeuge und Satelliten fahndeten. Mittlerweile gibt es eine große Gewissheit, dass das Flugzeug im Indischen Ozean abstürzte. Aber selbst wenn Wrackteile geborgen werden – noch immer fehlt jede Spur von den Menschen, die in der Maschine saßen.

Ich kann mir kaum vorstellen, was die Angehörigen der vermissten Passagiere und Besatzungsmitglieder durchmachen. Kann kaum ermessen, was ihre Ungewissheit bedeutet. Da sind, von einem Tag auf den anderen, die Partner oder ein Kind, der Vater oder die Schwester weg, plötzlich verschwunden.

Auch wenn es keine Hoffnung auf Überlebende gibt, halte ich es für wichtig, das Wrack zu suchen und zu bergen. Menschen, und das trifftwirklich auf die meisten zu, brauchen die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Sicher, Menschen sterben jeden Tag. Oft aber ist es möglich, demTod gemeinsam entgegen zu gehen. Bei einer Krankheit, oder wenn jemand schon sehr alt ist. Da ist ein Abschied über eine längere Zeit möglich. So traurig auch dieser Tod ist, er lässt die Hinterbliebenen nicht völlig verzweifelt und ratlos zurück. Bei einem plötzlichen Todesfall ist all das nicht möglich: Es gibt keine letzten Worte, keine Möglichkeit, sich mit dem Ende auseinanderzusetzen, keine Chance, sich zu verabschieden. Auch deshalb ist der Tod der Passagiere von MH 370 so schrecklich.

In der christlichen Tradition spielt das Abschiednehmen eine große Rolle. Vor allem in den Tagen vor Ostern. Christen erinnern sich an den Tod Jesu, und nehmen dadurch auch buchstäblich Abschied.

Gerade hier zeigt sich, wie wichtig es ist, Abschied nehmen zu können. Denn Abschied nehmen, das gibt der Seele Ruhe. Auch wenn nicht alle Fragen gelöst, auch wenn die Zeit nicht zurückgedreht, auch wenn der Tod nicht ungeschehen gemacht werden kann. Abschied hat zu tun mit dem Seelenfrieden, mit der Möglichkeit, den Tod und das Ende zu verarbeiten. Gerade deshalb finde ich es auch wichtig, dass alle Anstrengung unternommen wird, das Wrack von MH 370 zu bergen. Damit die Angehörigen Abschied nehmen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17286
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