Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich…“ Dieser Satz aus der Bibel kommt mir immer mal wieder in den Sinn, und damit verbunden die Frage: ‚Muss ich also arm werden?’ Was kann das heißen: ‚Arm sein vor Gott?’
Eine Klangschale kommt mir in den Sinn – wenn ich sie anschlage, so entfaltet sie einen angenehmen und schwingenden Klang: Der ganze Raum wird erfüllt. Das geht nur, weil diese Schale leer ist und weil sie frei zum Klingen kommen kann.
So kann diese Schale zu einem Beispiel für uns Menschen werden: Wenn ich leer werde im Abschalten, in der Stille, im Loslassen, kann ich Leib und Seele zum Schwingen bringen; ich werde empfänglich wie eine offene Schale…

Im Gebet eines Töpfers heißt es:
„Gott, mach mich zu einer Schale – offen zum Empfangen, offen zum Geben!“
Empfänglich also, nicht vollgestopft!
Offen – für das Lächeln meiner Mitmenschen,
Offen – für die tastenden Hände eines Suchenden,
Offen – für das Wort eines Freundes, der mir Mut macht oder auch Kritik übt. 

Wenn ich offen und empfänglich bin, dann gebe ich zu: ‚Ich bin nicht vollkommen’, ‚ich bin bedürftig’, ja, dann stehe ich zu meiner „Armut“.
Ich muss somit nicht erst „arm werden“, ich bin es bereits, wenn ich ehrlich bin. Jesus preist jene selig, „die arm sind vor Gott“, jene, die mit leeren Händen vor Gott stehen. Jene werden selig gepriesen, die nichts zu bieten haben – gerade deshalb können sie reich beschenkt werden!
Gott, mache mich heute zu einer offenen Schale – für Dich und für Menschen, die mir begegnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17283
weiterlesen...