Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Auf dem Marktplatz in Assisi, einer kleinen Stadt in Italien, gibt es Zoff. Vater und Sohn streiten sich öffentlich. Vor allen Leuten macht Franziskus seinem Vater deutlich, dass ernicht wie erleben möchte, und dass er das Geschäft des Vaters nicht übernehmen wird. Franziskus hat andere Pläne im Kopf: Sein Leben soll einfach sein, ohne Besitz, auf der Seite der Armen und Kranken, auf der Suche nach Gott.

Zwei Generationen. Zwei unterschiedliche Lebensentwürfe.

In Assisi erinnert eine Kirche noch heute an diesen Konflikt zwischen Vater und Sohn. Inmitten der Chiesanouva ist ein kleiner Kerker erhalten geblieben.

Dort hat der Vater damals Franziskus eingesperrt. Bei Wasser und Brot gab er ihm viel Zeit zum Nachdenken. Das sollte ihn zur Vernunft und auf den rechten Weg bringen.

Heute sperren Eltern ihre Kinder nicht mehr ein. Aber Streitigkeiten gibt es immer noch.

Auch heute gibt es Väter, die bitter enttäuscht sind, wenn die Kinder das eigene Geschäft nicht übernehmen wollen.

Auch heute gibt es Eltern, die die Karriere ihrer Kinder schon von Anfang an vor Augen haben und alles dafür tun.

Auch heute gibt es Mütter, die sich eine scheinbar passendere Partnerin für den Sohn wünschen.

Doch so wie sich Eltern das denken, funktioniert das Ganze oftmals nicht.

Das hat auch bei Franziskus nicht geklappt: Bei ihmverstärkt sichsogar im Kerker dereigene Wunsch. Franziskus will auf jeden Fall die eigenen Lebenspläne verwirklichen.

Mir macht das klar:

Das, was Menschen antreibt, wonach sie sich sehnen und wofür sie leben möchten, lässt sich nicht unterdrücken. Kein Verbot und keine Mauern können das.

Und umgekehrt:

Erfüllte Lebenswege lassen sich nicht erzwingen. Das muss schon aus freien Stücken geschehen.

Und das kann so wie bei Franziskus sogarein heiliger und heilsamer Weg sein, ja ein Weg mit Gott, der den freien Menschen will.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17281
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