SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Ein einziger Sonnentag jetzt im Frühjahr ist die reinste Verschwendung an Licht, Energie, Wärme und frischer Luft. Jedesmal muss ich denken: Wie faszinierend Gott diese Welt geschaffen! Gott ist großzügig. Gott segnet.
Wenn ich in einen Apfel beiße, dann finde ich es unglaublich, dass so etwas einfach so an einem Baum gewachsen ist. Oder das neugeborene Baby, das ich letztens im Arm hatte – da kann ich mir einen Gott vorstellen, der all das gut geschaffen hat, was uns hier auf der Erde umgibt. Einen Gott, der es gut mit uns meint.
Leider bin ich meist nicht so dankbar und sehe eher auf all das, was heute wieder schief gelaufen ist und was mir noch immer fehlt. Und das zieht mich dann runter und macht mich unglücklich. Warum sehe ich viel eher das Ärgerliche, Schwierige das Nicht-so-Gute in meinem Leben?
Samuel Koch, der ehemalige „Wetten, dass“-Kandidat aus Südbaden, der seit seinem tragischen Unfall in der ZDF-Show im Rollstuhl sitzt, hat vor kurzem gesagt, dass ihn vor allem seine gläubige Mutter geholfen habe, mit seinem Schicksal umzugehen. Von ihr habe er ein gesundes Selbstbewusstsein und die Grunddisziplin gelernt, sich nicht hängen zu lassen. Und vor allem das Wichtigste: in allen Dingen Gott dankbar zu sein.
Gott dankbar sein – für solch ein Schicksal? Wenn Samuel Koch auf seinen Rollstuhl sieht, dann könnte er wahrscheinlich den ganzen Tag losheulen. Aber wenn er auf seine Freunde sieht, auf das, was er in seinem Leben wieder machen kann, dann wird er dankbar. Gott dankbar. Dabei lächelt er und erklärt, dass es nicht leicht ist und er immer wieder hart daran arbeiten muss. Aber Gott zu danken ist für ihn eine Hilfe, um überhaupt wieder froh zu werden in seinem Leben. Oder vielleicht sollte ich sagen: Gott zu danken, hilft ihm, um überhaupt zu leben? Ich finde das beispielhaft – nicht bloß jetzt im Frühling.

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