Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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»Ich will Leben sprechen«. Der Satz hing auf einem Pinzettel an einem Computer-bildschirm. Davor saß eine Frau. Und der Satz passte zu dieser Frau. Sie lächelte mich an, war freundlich, hat mir weitergeholfen.
»Ich will Leben sprechen«. Der Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Auch, weil die Frau am Computer nicht nur freundlich und hilfsbereit war. Sonder weil sie mich durch ihre Art aufgebaut hat. Mich buchstäblich mit Leben versorgte. Wie ich das gespürt habe? Als wir fertig waren und ich wieder ging, da hatte ich ein ganz leich-tes Gefühl. Ein Gefühl der Lebendigkeit.
»Ich will Leben sprechen«. Wie geht das wohl? Mit Hilfsbereitschaft und Höflichkeit? Das ist bestimmt kein schlechter Anfang. Aber sicher nicht alles. Ich glaube: Ich brauche selbst Leben in mir, wenn ich Leben sprechen will. Eine ziemliche Aufgabe. Denn ich fühle mich nicht immer lebendig. Manchmal funktioniere ich nur. Erledige mechanisch die Aufgaben, die zu erledigen sind. Von Leben ist da nicht so viel zu spüren. Aber manchmal geht es doch: Dann merke ich, wie andere aufblühen, zu Leben beginnen in meiner Gegenwart.
»Ich will Leben sprechen«. Ich hab mir diesen Satz auch aufgeschrieben. Damit ich mich daran erinnere, wenn es mal schwer ist, das Leben zur Sprache zu bringen. Wenn Wut oder Ärger die Oberhand gewinnen. Oder einfach nur der Alltagstrott. Und dann hoffe ich, dass der Spruch nicht nur ein frommer Spruch bleibt. Sondern dass ich wirklich Leben sprechen kann.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1726
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