SWR2 Wort zum Tag

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Der attraktive Sklave Josef und die schöne Frau des Ägypters Potiphar – immer wieder hat diese Szene aus dem Alten Testament Künstler, Dichter und religiöse Schriftsteller angeregt.
Hat Josef sie bedrängt, hat sie ihn verführt?
In der Genesis, dem ersten Buch der Bibel, ist es die Frau, die den hebräischen Sklaven drängt, sich doch zu ihr zu legen. Josef ist Sohn des Hebräers Jakob, genauer, sein selbstbewusster Lieblingssohn. Vor lauter Neid und Haß hätten seine Brüder ihn um ein Haar getötet. Davor schrecken sie dann doch zurück, werfen ihn stattdessen in eine Grube, wo ihn zufällig eine vorbeiziehende Karawane findet und nach Ägypten verkauft. So kommt er zu dem ägyptischen General Potifar, dem Obersten der Leibwache des Pharao. Der erkennt Josefs Qualitäten und überlässt ihm nach und nach die Leitung seines ganzen Hausstandes. Es geht alles sehr gut, bis, ja bis Potifars Frau ein Auge auf den schönen Sklaven wirft und ihn zu umarmen versucht. Josef reißt sich los und verliert dabei sein Gewand. Die Frau ruft die Dienerschaft und beschuldigt Josef, er sei zudringlich geworden. Daraufhin setzt ihr Mann Josef gefangen. So steht es in der Bibel.

Auch der Koran erzählt die Geschichte der beiden. Auch hier hat die Frau keinen eigenen Namen und wird als die Schuldige entlarvt. Aber der Text scheint doch um etwas Verständnis für sie zu werben. In der Sure 12 wird erzählt, daß die Frauen in der Stadt über Potifars Frau herziehen, die einem Sklaven nachgestellt hatte. Da lädt Potifars Frau die andern Frauen zu einem Mahl ein und serviert ihnen dazu Messer. Während des Essens betritt Josef den Raum. Sämtliche Frauen haben nur noch Augen für ihn - und alle schneiden sich in den Finger. „Das ist kein Mensch“, sagen sie, „das ist ein Engel“.

Muslime wie Juden halten diese Episode für wert, sie in ihre Heiligen Schriften aufzunehmen. Verschmähte Liebe und auch Druck und Gewalt beim Thema Sex waren immer schon ein großes Thema. In der Bibel steht hier der standhafte Josef im Mittelpunkt, der dann unschuldig im Gefängnis landet. Aber auch die Nebenrollen verdienen es, im Gedächtnis zu bleiben.

 

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