SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Unser ganzes Leben sei ein einziges Theaterstück, und wir alle würden mitspielen auf der großen Bühne des Lebens. Ganz oben, sitzt unser großer Regisseur – Gott.
So in etwa hat der kürzlich verstorbene Schauspieler Maximilian Schell, mal in einem Interview seine Ansicht über das Leben erklärt. Mich hat das irgendwie beeindruckt. Interessant, so also kann man das Leben auch sehen.
Maximilian Schell hat dann in dem Interview noch recht anschaulich demonstriert, wie Gott die Rollen verteilt: „Nun, du wirst eine tragende Rolle spielen und du nur eine Nebenrolle. Deine Rolle ist zwar kurz, aber ich komme später noch mal auf dich zurück…“
Herrlich, wie er das so sagte. Mich hats beschäftigt. Mir sind gleich verschiedene Menschen eingefallen und die Rolle, die sie in ihrem Leben eingenommen haben: Staatsmänner, Wissenschaftler und natürlich viele Menschen, die nicht ganz vorn im Rampenlicht stehen, die ihre Rolle aber voll und ganz ausfüllen, lernen, arbeiten, für die Familie sorgen, Kinder großziehen oder Alte und Kranke betreuen…
So mancher hat sich seine Rolle sicher nicht ausgesucht.

Maximilian Schell meint wohl auch, dass schon feststeht, wie sich meine Rolle im Laufe der Handlung entwickeln wird. Alles ist im Drehbuch vermerkt: In welcher Szene, in welchem Akt ich auftrete und wie lange ich auf der Bühne bleibe…
Noch bevor ich die ersten Schritte auf der Bühne gemacht habe! Und diese Vorstellung ist mir dann doch ein bisschen fremd. Daran kann ich nicht glauben, es würde mich erschrecken. Besonders wenn ich an Menschen denke, die es schwer im Leben haben. Und an Kinder, deren Leben zu Ende ist, ehe es richtig begonnen hat, an Naturkatastrophen, Kriege…
Wie unser Leben verläuft, hängt von so vielen Faktoren ab: In welche  Familie ich hineingeboren werde, in welche gesellschaftlichen Verhältnisse, in welche Gegend unserer Erde. Wir spielen das Spiel des Lebens mit all den Menschen, die uns im Lauf des Lebens begegnen.
Ich glaube nicht, dass Gott jede Kleinigkeit meines Lebens vorher bedacht hat.

Ich denke eher, dass Gott mich und alle Mitspieler in meinem Leben, wie der „große  Regisseur“, von dem Maximilian Schell spricht, sehr wohl kennt und begleitet. Er gibt uns die Freiheit, unsere Rolle zu gestalten und zu verändern. Damit gibt er uns auch Verantwortung - für uns selbst, aber auch für die Menschen, mit denen wir leben.
Da kann der Gedanke schon gut tun, dass jemand das „große Theaterstück Leben“ von „oben“ überschaut und doch hin und wieder in das Spiel eingreift, eine Regieanweisung gibt. Besonders, wenn ich nicht weiter weiß.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17219
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