Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wisst ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid?“ – hat der Apostel Paulus in einem Brief an die junge Christengemeinde von Korinth geschrieben. Die Christen dort waren noch unsicher, was sie mit ihrem neuen Glauben anfangen sollten. Wie sollten sie sich in einer heidnischen Umgebung behaupten? Paulus wollte sie deshalb ermutigen. Er erklärte ihnen, was sie als Christen von den heidnischen Religionen unterscheidet. Dazu verwendete er Begriffe, die sie gut kannten. Deshalb nannte er sie „Tempel Gottes, in denen der heilige Geist wohnt“.

Mit Tempeln kannten sich alle Einwohner von Korinth aus. Heidnische Tempel gab es reichlich. Tempel, das waren schöne Gebäude mit kostbarem Schmuck. Man betrat sie nur sehr ehrfürchtig oder durfte gar nicht erst hineingehen. Denn in den Tempeln wohnten die Gottheiten. Tempel waren überirdisch. 

Und nun sagte Paulus zu den Christen: „Ihr seid Tempel Gottes!“ Dieses Bild haben sie verstanden: Unser Gott hat eine besondere Liebe zu den Menschen. Er will in jeder Frau, in jedem Mann, in jedem Kind wohnen. Nicht in irgendwelchen Häusern, sondern im Herzen eines jeden Menschen, der zu ihm kommt. Und jeder dieser Menschen darf ein heiliger Raum sein.

Eine solche Vorstellung muss die Christen in Korinth fast umgeworfen haben. Darf man denn so was von sich denken? Ist das nicht eigentlich ungehörig? 

Solche Bedenken begegnen mir immer wieder: So groß darf ich doch nicht von mir denken.

Doch, dürfen wir! Heute würde Paulus nicht mehr vom Tempel reden, sondern vielleicht sagen: „Ihr seid eine Kathedrale Gottes.“ Und das dürfen gläubige Menschen wirklich glauben. Genauso hat er das gemeint. Denn Paulus weiß sehr genau, wovon er redet: Gott ist da. Denn er hat sich jeden einzelnen ausgesucht, und will bei ihm sein. Mitten im Herzen. Das ist jeder Mensch Gott wert!

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