Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Männer haben Muskeln, Männer sind furchtbar stark, Männer können alles, Männer kriegen 'n Herzinfarkt, Männer sind so verletzlich, Männer sind auf dieser Welt einfach unersätzlich – ein schönes Lied von Herbert Grönemeyer. Heute, am Festtag des heiligen Josef, allen Männern zur Ehre, die Josef heißen: herzlichen Glückwunsch zum Namenstag! Allerdings: das Männerbild, das früher über Josef vermittelt wurde, scheint mir nicht sonderlich attraktiv. Der keusche Josef, der mit Maria in der nach ihm benannten Josefsehe lebte. Zwar der Vater Jesu, aber eben doch nur der gesetzliche Vater, weil Jesus ja vom Geist Gottes stammt. Sein Wahrzeichen: eine Lilie wegen der Keuschheit.

Ein Arbeiter, immer im Hintergrund, aber die Kirche hat ihn auf den Sockel gestellt, hat ihn im 19. und 20. Jahrhundert zum Patron der Arbeiter gemacht, besonders der Zimmerleute und Holzfäller.

Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, dann war er bestimmt ein Mann mit schwieligen Händen, einer, der zupackt, eher in der Werkstatt anzutreffen. Und ich vermute, dass sein kleiner Sohn nichts lieber tat, als beim Papa in der Werkstatt zuzuschauen, mit Holzresten selbst Häuser zu bauen und den Männergesprächen zuzuhören. Samstags gehört Vati mir – das war der Slogan der Gewerkschaften in den 50ger Jahren, der für den freien Samstag werben sollte. Darin steckt eine tiefe Wahrheit: Kinder brauchen Väter. Sie brauchen Erzieher in den Kindergärten, Lehrer in den Grundschulen, Väter in der Pubertät und als Erwachsene brauchen sie sie auch noch. Es muss nicht immer der leibliche Vater sein. Manchmal stirbt ein Vater zu früh, manchmal gab es von Anfang an keinen, manchmal lassen sich die Eltern scheiden und die Mutter erzieht allein. Aber dann kann ein anderer Mann als Vater einspringen – so wie Josef das getan hat.

 

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