SWR3 Gedanken

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„Meine Reise aus der Türkei endet in Trier. Wir nehmen Abschied von unserem Vater, Opa, Seemann und Soldat der türkischen Marine, Yasar Dilek, geboren am 10. August 1941, gestorben am 2. Dezember 2013.
Bei Lauchzwiebel und Brot, wäre ich nur in der Heimat geblieben, in Deutschland habe ich mein Glück nicht gefunden. Gekommen um ein paar Jahre zu arbeiten - zurück im Holzsarg, beerdigt neben der geliebten Ehefrau. In Trauer deine Söhne Murat, Sedat, Turhan, Burhan und Hakan.“

Eine Todesanzeige in meiner Tageszeitung. Oft überfliege ich die letzten Seiten der Zeitung. Aber hier bin ich hängen geblieben. Welch eine traurige Todesanzeige! Traurig? Natürlich, Todesanzeigen sind immer traurig, aber diese doppelt. Weil nicht nur ein Leben zu Ende gegangen ist, sondern weil in der Todesanzeige steht , dass der Verstorbene eine falsche Lebensentscheidung getroffen hatte. Und in diesem Fall war es die Entscheidung nach Deutschland zu kommen. Die türkische Heimat zu verlassen um in Deutschland zu arbeiten. Ich weiß nicht, was dazu geführt hat, dass Yasar Dilek hier bei uns sein Glück nicht gefunden hat. Das kann an ihm gelegen haben, an manchen ausländerfeindlichen Deutschen oder dass er seine Heimat einfach zu sehr vermisst hat. Oder an dies allem zusammen. Aber diese doppelt traurige Traueranzeige hat etwas in mir bewirkt: Ich werde noch genauer darauf schauen, wie es den Türken, Russen oder Eritreern in meinem Lebensumfeld geht. Oder besser noch, wie gut es ihnen geht.

 

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