SWR3 Gedanken

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Von den Libanesen lernen. Ja, das können wir Deutschen, wir Europäer. Von der großen Hilfsbereitschaft und der Gastfreundschaft des libanesischen Volkes. Der Libanon ist der Nachbarstaat von Syrien. Seit 2011 tobt dort bekanntlich dieser schreckliche Bürgerkrieg. Eineinhalb Millionen Syrer sind in den Libanon geflüchtet. Der Libanon selbst hat nur viereinhalb Millionen Einwohner. Das muss man sich mal vorstellen, jeder dritte Mensch im Libanon ist ein syrischer Flüchtling. Auf Deutschland übertragen hieße das: 26 Millionen Flüchtlinge. Der Libanon, selbst ein hoch verschuldeter Staat hat 2 Milliarden für humanitäre Hilfe ausgegeben. 8 Milliarden hat er verloren, weil die Haupthandelsstraße Richtung Türkei durch Syrien führt. Ein großer wirtschaftlicher Schaden und eine immense soziale Belastung. Der Libanon hätte seine Grenzen dicht machen können wie wir Europäer das machen und die Menschen ihrem Schicksal überlassen. Aber das haben die Libanesen nicht getan.  Vielleicht ist diese menschenfreundliche Mentalität besser zu verstehen, wenn man die Worte des libanesischen Dichters Khalil Gibran hört. Über das Geben hat er geschrieben: „Es gibt Menschen, die Geben wenig von dem Vielen, das sie besitzen und sie tun es um der Anerkennung Willen, doch ihre verborgene Absicht macht ihre Gabe unbekömmlich. Und es gibt Menschen, die wenig besitzen und alles geben, das sind die Menschen, die an des Lebens Überfülle glauben und deren Schatztruhen nie leer werden. Einige geben mit Freuden und die Freude ist ihr Lohn, andere geben mit Schmerzen und der Schmerz ist ihre Taufe. Und es gibt Menschen, die beim Geben weder Freude, Schmerz noch Tugendhaftigkeit empfinden. Sie geben wie die Myrthe im Tal, wenn sie ihren Duft verströmt. Durch die Hände solcher Menschen spricht Gott und durch ihre Augen lächelt er die Erde an.

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