SWR3 Gedanken

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Sie sind seltener geworden, die Spam-Mails mit den schlüpfrigen Angeboten. Doch ab und zu schafft es immer noch eine auf meinen Rechner. Wenn ich dann lese, dass mir da etwas ganz und gar Tabuloses verheißen wird, dann weiß ich gleich, worum es geht. Tabu. So abgedroschen das Wort auch ist. Ein angeblicher Tabubruch reizt offenbar noch immer.

Das Wort Tabu stammt eigentlich von Menschen aus der Südsee. Da meint es eine religiöse Vorschrift. Etwas, an das die Stammesmitglieder auf gar keinen Fall rühren, das sie nicht mal aussprechen dürfen. Wer es trotzdem wagt, wird drakonisch bestraft. Mag sein, dass es so etwas auch bei uns mal gab. Doch echte gesellschaftliche Tabus gibt es schon längst keine mehr. Und weil sie sich prima dazu eignen, Missstände totzuschweigen, ist das vielleicht auch ganz gut so. Wer trotzdem heute noch mit dem angeblichen Tabubruch spielt, sucht vor allem eines händeringend: Aufmerksamkeit. Wenn Aktivistinnen etwa halbnackt auf dem Kölner Domaltar tanzen, kann man das entweder ärgerlich oder lächerlich finden und es als Hausfriedensbruch verfolgen. Nur eines ist es sicher nicht: Ein Tabubruch.

Das Christentum kennt nämlich nur zwei wirkliche Tabus: Die Heiligkeit Gottes und die Würde jedes einzelnen Menschen. Denn die meint die Bibel, wenn sie vom Menschen als Ebenbild Gottes spricht. Und das  ist in der Tat weder diskutier- noch verhandelbar.

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