SWR2 Wort zum Tag

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„Um es klar zu sagen: Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung... Er zwingt die Kirche, weiter zu gehen.... Wir wollen (aber), dass der heilige Geist sich beruhigt. Wir wollen ihn zähmen...“ Solche Sätze sind von Papst Franziskus zu hören, und das macht Mut. Er will nicht, dass alles nur so bleibt. Er konfrontiert die Kirche der Gegenwart mit der Revolution des Konzils. Und immer wieder ist vom heiligen Geist die Rede – von jener Sehnsucht nach gelingendem Leben also, die jeder von uns kennt. Göttliche Energie ist da am Werk, die uns hindert, unsere Hoffnungen zu ermäßigen und unsere Sehnsucht zu verraten. Der Papst spricht sogar von Belästigung durch diesen heiligen Geist, durch diese jesuanische Hoffnungsenergie. Denn keine Gefahr ist größer, als auch in der neuen Woche einfach in den alten Trott zu verfallen und sich mit dem Gegebenen einfach abzufinden. Wie im Leben, so im Glaube; wie im säkularen Alltag, so in der Kirche: Es soll vorwärts gehen, jeder Tag soll ein Zugewinn sein an gelingendem Leben, an geglückter Gegenwart und an guter Beziehung. Nochmal der Papst im Wortlaut:“Wir wollen, dass der Heilige Geist sich beruhigt, wir wollen ihn zähmen... Es ist dieses 'vorwärts gehen', das für uns so anstrengend ist. Die Bequemlichkeit gefällt uns viel besser... Das Konzil war ein großartiges Werk des Heiligen Geistes... Aber heute, 50 Jahre danach, müssen wir uns fragen: Haben wir da alles getan, was uns der Heilige Geist im Konzil gesagt hat? In der Kontinuität und im Wachstum der Kirche, ist da das Konzil zu spüren gewesen? Nein, im Gegenteil: Wir feiern dieses Jubiläum und es scheint, dass wir dem Konzil ein Denkmal bauen, aber eines, das nicht unbequem ist, das uns nicht stört. Wir wollen uns nicht verändern und es gibt sogar auch Stimmen, die gar nicht vorwärts wollen, sondern zurück...“ Was waren das vor 50 Jahren für frühlingshafte Zeiten in der katholischen Kirche: Endlich wurde das gemeinsame Priestertum aller Getauften und Gefirmten großgeschrieben, endlich wurde die ökumenische Gemeinsamkeit entdeckt, endlich kam frischer Wind in die muffigen Kirchenstuben, und mit der innerkirchlichen Selbstzufriedenheit war es vorbei. An diese Vision des Konzils erinnert der Papst, unruhig und drängend. Er findet sich mit dem Gegebenen nicht ab. „Bequemlichkeit“ ist sein Stichwort, Ruhigstellung im Bestehenden. Ob die gegenwärtigen Kirchenkrisen  durcvh Leidensdruck ein Impuls dieses Heiligen Geistes sind, dass wir vorwärts gehen? Das Geld wird knapper, die Gemeinden müssen sich verändern, die Hauptamtlichen an erster Stelle. Es ist gut, dass der Papst keine Ruhe gibt. Es gilt mündig zu werden und dem  Geist Gottes eine Chance zu geben – und den eigenen Hoffnungen auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17125
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