Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“ (Mt 7, 1) Eine Forderung Jesu in der Bergpredigt. Nach wir vor aktuell – erst recht in Zeiten des Mobbings. Andere schlecht machen, andere öffentlich heruntermachen – das geht im elektronischen Zeitalter noch viel wirksamer als früher. Und wer andere an den Pranger stellt, der muss damit rechnen, dass er selbst auch mal drankommt. Deshalb: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“

Doch ein abschätziges Wort über einen anderen rutscht leicht raus. Es gibt Menschen, die andere bewerten, negativ über sie reden. Damit stellen sie sich über die anderen und behandeln sie von oben herab.

Wer das nötig hat, der schaut am besten einmal bei sich selbst nach. Denn das Verhalten den anderen gegenüber spiegelt wider, wie jemand innerlich zu sich selbst steht. Wer sich selbst annehmen kann, wie er ist, der kann auch die anderen so nehmen, wie sie sind. Wer unbewusst von seinem eigenen Wert nicht überzeugt ist, der wendet das nach außen und wertet andere ab – so lange, bis er sich selbst wertschätzen lernt. Dort ist der Ansatzpunkt.

Jede Kritik an einem anderen, jedes Aburteilen sagt also zuerst etwas aus über den, der dieses Urteil fällt. Auch darauf macht Jesus aufmerksam. Die zitierte Bibelstelle geht nämlich weiter: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler!.“ (Mt 7, 3-5)

Um im Bild zu bleiben: Der Balken im eigenen Auge ist das Vergrößerungsglas für den Splitter im Auge des anderen. Im Klartext: Das, was mich bei anderen am meisten aufregt, das ist zugleich eine Eigenheit von mir - eine Schwäche, die in mir schlummert oder die mir gar nicht bewusst ist.

So kann ich mir selbst auf die Schliche kommen, wenn ich mich dabei ertappe, dass ich abwertend über andere rede. Und dann kann ich bei mir selbst anfangen. So, wie es Jesus sagt: „Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“ (Mt 7, 5)

 

 

 

 

 

 

 

 

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