Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Junge Frau, das lohnt sich nicht mehr!“ Die 78jährige Rentnerin schaut auf ihren Staubsauber und ist geschockt. Die charmante Anrede des Elektrikers hat sie gar nicht gehört. Denn seine eigentliche Botschaft lautet: ‚Sie müssen sich einen neuen Staubsauger kaufen.‘ „Aber der ist doch erst vier Jahre alt, und er hat viel gekostet.“ wendet die alte Frau ein. Sie hat kein Geld für einen neuen. Aber sie braucht einen Staubsauger, der funktioniert. Was soll sie nun machen?

Es gibt keine Zufälle. Am nächsten Morgen fällt ihr ein Zeitungsartikel ins Auge – in ihrer Trierer Bistumszeitung, dem „Paulinus“. Da wird vom Repair-Café berichtet. Sie packt ihren Staubsauger in den Rolli und fährt hin, in den Mergener Hof in der Rindertanzstaße. Im Repair-Café ist einiges los. Die einen schrauben an mehreren Tischen an Elektrogeräten herum, die anderen schauen interessiert und erwartungsvoll zu. „Junge Frau, das kriegen wir wieder hin!“ Karl-Heinz Kirsch, Experte vom Dienst, kümmert sich um den Staubsauger der alten Dame. Und nach einer Weile geht sie mit strahlendem Gesicht und repariertem Staubsauger wieder nach Hause.

Die Repair-Cafés sind eine Erfolgsstory. 25 davon gibt es bei uns bereits – und immer mehr Mitmenschen interessieren sich dafür. Leute, die defekte Geräte nicht einfach wegwerfen wollen. Menschen, denen ein schonender Umgang mit begrenzten Ressourcen wichtig ist. Ehrenamtliche helfen als Fachleute und Tüftler anderen, die sich etwas Neues gar nicht leisten könnten. Repair-Cafés sind deshalb auch soziale Räume. Eine Selbsthilfe-Initiative. Nicht nur für Elektrogeräte, sondern für viel mehr. Im Trierer Repair-Café gibt es zum Beispiel auch Expertinnen in Sachen Textilien. Sie helfen konkret, wenn ein Loch im Pullover oder im Socken ist – auch der muss ja nicht gleich im Müll landen.

Auf die Dauer können wir uns auf der Erde die Wegwerfkultur nicht leisten. Und „Nachhaltigkeit“ muss kein Schlagwort bleiben, sie ist ganz konkret möglich. Die Repair-Cafés zeigen es.

 

 

Zu den Repair-Cafés siehe www.repair.de und www.hei-muenchen.de .

Die Ansprache stützt sich auf den Artikel „Reparieren statt konsumieren“ in der Zeitschrift „Impuls. Magazin der Bewegung für soziale Gerechtigkeit.“, herausgegeben von der KAB – Katholische Arbeitnehmer-Bewegung / www.kab.de, 1/2014, S. 8; dazu auch der Beitrag „Wegschmeissen? Reparieren!“ in „Mut zu Taten. MISEREOR – Das Magazin 2014“, S.70, herausgegeben vom Bischöflichen Hilfswerk MISEREOR, Aachen /  www.misereor.de .

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17114
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