Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wir sind alle kleine Sünderlein…“ – ein bekannter Song, der an den Fastnachtstagen oft gespielt wird:

„Wir sind alle kleine Sünderlein, 's war immer so.
Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih'n, 's war immer so.
Denn warum sollten wir auf Erden schon lauter kleine Englein werden?
Wir sind alle kleine Sünderlein, …“

Ich kann das gut hören und mitsingen. Es stimmt ja.

Gestern habe ich es wieder eindrücklich erlebt. Im Speyerer Dom. Im Gottesdienst zum Aschermittwoch. Darin wird jedes Jahr das Aschenkreuz ausgeteilt. Einer nach der anderen tritt vor und bekommt mit Asche ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Dazu wird gesagt: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium.“ (Mk 1,15) Oder: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehrst.“ (vgl. Gen 3, 19) Ich werde so daran erinnert, dass mein Leben endlich ist. Dass es gilt, in der verrinnenden Zeit verantwortlich zu leben. Ich werde daran erinnert, dass ich Grenzen und Schwächen habe, dass ich Fehler mache. Dass mein Leben hie und da vielleicht nicht mehr stimmt, dass ich an mir und den anderen vorbeilebe. Mit anderen Worten: Ich werde damit konfrontiert, dass ich ein Sünder bin. Dass ich auf darauf angewiesen bin, dass die Mitmenschen und Gott zu mir barmherzig sind. Damit beginnt die Fastenzeit. Dass ich zu mir stehe, so wie ich bin – statt dass ich mir etwas über mich vormache.

Alle in der Kirche haben dann das Aschenkreuz auf der Stirn. Alle stehen vor Gott und voreinander mit diesem Zeichen. Es ist beeindruckend, das zu sehen: Vom Bischof bis zum Kind - jeder Einzelne steht dazu, dass er unvollkommen ist und auch auf irgendeine Weise Schuld auf sich geladen hat. Alle zusammen bekennen das durch das Aschenkreuz auf der Stirn. Alle stehen so füreinander ein, beten füreinander – für die unvollkommenen Menschen, die wir nun leider mal sind.

Und damit bekennt auch die Kirche, dass sie eine Kirche von unvollkommenen, sündigen Menschen ist. Auch für sie gilt wie für jeden Einzelnen: Wer zu sich selbst in seinen Schwächen und Fehlern steht, mit dem kann es nur aufwärts gehen. Das ist die Zielrichtung der Fastenzeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17113
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