SWR2 Wort zum Tag

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Stillstand in der Ökumene - derzeit scheint es an Wunsch und Wille zu fehlen, wirklich weiter zu kommen im Verhältnis der Konfessionen zueinander: Rückkehr zur eigenen Tradition, zum Bewährten und Vertrauten – so heißt es bei den Einen - jetzt erst einmal das eigene Profil stärken, sagen die andern. Und die neuerlichen Einschärfungen aus Rom - wer sich nun Kirche nennen darf und wer nicht - werden das ökumenische Gespräch in Deutschland nicht leichter machen. So uneins - wie können wir da glaubwürdig Zeugnis geben von Glaube, Hoffnung und Liebe?
Doch der Blick auf die ökumenische Wirklichkeit kann auch Mut machen.
Beispiel Rieselfeld, der jüngste Stadtteil in Freiburg. Hier feiern in diesen Tagen die katholische und die evangelische Gemeinde zusammen ihr „kleines“ Jubiläum. Seit vor zehn Jahren die ersten Kellerfundamente in dem neu erschlossenen riesigen Baugebiet gegossen wurden, sind die katholische und die evangelische Gemeinde dort gemeinsam präsent, als die „Kirche im Rieselfeld“. Und seit drei Jahren leben sie eine besondere „Wohngemeinschaft“ in dem neu gebauten ökumenischen Kirchenzentrum: zwei Gottesdiensträume, Gruppenräume, Büros, ein gemeinsam verantworteter „Kirchenladen“ – alles unter einem Dach, in einem gemeinsamen Haus.
Zum Kirchweihfest oder Erntedank werden die Wände zur Seite gefahren, die die beide Gottesdiensträume sonst trennen. Die gemeinsame Taufstelle bildet jetzt das Zentrum des geöffneten Raumes, und beide Gemeinden feiern zusammen Gottesdienst. Gestaltet in wechselseitigem Respekt vor dem, was Katholiken und Evangelischen wichtig ist. Dabei bemüht sich jeder um Klarheit des eigenen Profils, der eigenen Identität. Gerade um der anderen willen. Das ist die Grundlage dieser erfolgreichen Partnerschaft.
Sicher, ein so enges Zusammenleben unter einem Dach lässt auch die Unterschiede stärker spüren - mal störend, mal bereichernd. In jedem Fall aber lernt man sich gut kennen: und wenn man will, vor allem die Stärken des anderen schätzen.
Das Rieselfeld ist Freiburgs kinderreichster Stadtteil. Unser siebenjähriger Sohn und die andern Kinder wachsen hier ganz selbstverständlich in diese hoffnungsvolle ökumenische Realität hinein: Die Klassenkameradin feiert sonntags zur gleichen Zeit nur wenige Meter entfernt auch Gottesdienst. Beim Kirchencafe im Anschluss an den Gottesdienst sehen sie sich schon wieder. Für ihre Mitschüler, denen katholisch und evangelisch gleichermaßen fremde Welten sind, waren sie zusammen in ihrer gemeinsamen Kirche, gehören sie schlicht zur „Kirche im Rieselfeld“. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1711
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