SWR3 Gedanken

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„Wir bringen Gott vor Gericht, wir klagen ihn an!“ so beginnt der BBC-Film „God on trial“ – „Gott vor Gericht“. Der Film spielt in einer Männerbaracke im KZ von Auschwitz, der Zweite Weltkrieg tobt und die Massenvernichtung der Juden ist in vollem Gange. Es ist Nacht. Die Hälfte der Männer soll am nächsten Morgen sterben, die anderen müssen weiterhin Zwangsarbeit leisten. In dieser ausweglosen Lage beschließen die Männer, Gott vor Gericht zu bringen.
Neben den Anklägern gibt es aber auch Verteidiger für Gott: gelehrt und menschlich, schön und nobel, verzweifelt und trotzig versuchen sie zu erklären, warum Gott das alles zugelassen hat.
Als alle Plädoyers gehalten sind, zieht sich „das Gericht“ in eine Ecke der Baracke zurück. Der „Richter“  ist ein ehemaliger Nazi. Er kam ins KZ, weil er dann doch jüdische Verwandtschaft hatte. Dieser ehemalige Nazi, dieser Richter also soll das Urteil über Gott sprechen. Vorher aber flüstert er seinen Mitgefangenen, den Juden zu: „Man hat euch alles genommen, man nimmt euch Ehre und Leben, lasst euch nicht auch noch euren Glauben nehmen. Das ist doch das einzige, was ihr noch habt.“
Mich hat dieser Film tief beeindruckt. Weil ich auch immer wieder nach Gott fragen muss. Und wo er denn ist, bei all den Krankheiten, den Unfällen, Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten. Wo ist Gott?
Im Film bekommen die Männer darauf keine Antwort. Aber sie schöpfen Kraft aus den Ritualen ihres Glaubens. Sie singen ihre alten Lieder und beten ihre vertrauten Gebete. Melodien und Texte, die seit Generationen viele trösten und tragen. Rituale, in denen irgendwie ein Hauch von Gottes Nähe spürbar wird. Trotz alledem.
„God on trial“ ist ein Film der BBC von 2008. Er ist derzeit leider nur auf Englisch verfügbar.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17081
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