SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Zwei Freunde mitten in New York Menschen drängeln, hetzen vorbei, sprechen in ihre Headsets. Fahrräder schlängeln sich waghalsig zwischen Autos und Fußgängern hindurch, Busse hupen und überall Taxis, quietschende Reifen, Martinshörner. Irgendwie dazwischen spielende Kinder, bellende Hunde. Ein unglaubliches Gedränge.
Auf einmal hält der eine der beiden Freunde an: „He, wart mal, hörst Du das auch? Da! Da zirpt eine Grille!“ Sein Freund starrt ihn entgeistert an: „Eine Grille in New York? Das glaubste doch selbst nicht.“ Der Freund tritt ein bisschen zur Seite und in der Tat, unter einem Busch am Straßenrand: eine kleine braun-schwarze Grille mit langen Fühlern. „Ich bin beeindruckt! Dass Du eine Grille hier im newyorkschen Gewusel gehört hast! Alle Achtung! Du musst echt super Ohren haben!“ „Nö“, antwortet sein Freund, „meine Ohren sind ganz normal. Aber weißt Du, ich glaube, man hört nur das, was man hören will. Ich zeig Dir, was ich meine.“ Er lässt ein Geldstück auf den Bürgersteig fallen – und in der Tat, trotz des Lärms drehen sich Leute um, gucken, was da zu Boden gefallen ist. „Siehst Du, man hört nur das, was einem wichtig ist.“
Genauso - möchte ich hinzufügen - ist es mit dem, was Gott uns zu sagen hat. Gott spricht zu uns, aber in all dem Gedränge und Gewusel unseres Alltags geht es oft unter. Ich muss es hören wollen, erst dann höre ich es. Manchmal kann ich es hören, wie Gott redet. Leise, aber beharrlich: „Du bist mein geliebtes Kind, meine ganze Freude.“
 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17076
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