SWR2 Wort zum Tag

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Der christliche Glaube ist heiter und lebensbejahend.
Auch wenn man das Christenmenschen nicht immer ansieht. Da hat Nietzsche schon recht mit seinem Hinweis, dass die Christen „erlöster“ aussehen müssten. Etwa so wie Hanns Dieter Hüsch es ausgedrückt und auch gelebt hat:

"Ich bin vergnügt, erlöst, befreit,
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,mein Triumphieren und Verzagen,

das Elend und die Zärtlichkeit.
Was macht, dass ich so fröhlich bin?
Ich sing und springe her und hinvom Kindbett bis zur Leich.
Was macht, dass ich so furchtlos binan vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinnwill mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwertund mich kein Trübsinn hält?Weil mich mein Gott das Lachen lehrtwohl über alle Welt."

Ostern lehrt den Glauben dieses Lachen. Darum ist der höchste christliche Feiertag auch nicht Fastnachtsdienstag und schon gar nicht der Aschermittwoch. Beide sind letztlich „Aussichtspunkte“ auf Ostern. Und sogar der Karfreitag oder Weihnachten, ihren tiefen Sinn und Glanz erhalten sie erst, wenn man in ihnen das Osterlachen durchhört.
So wie es schon Jesus in der Bibel seinen ängstlichen Freunden gesagt hat: „Nach drei Tagen werde ich auferstehen. Dann habt ihr so viel Grund zum Lachen, wie nie. Ostern macht sogar den Tod lächerlich.“
Insofern sind jeder Tag und jede Erfahrung – auch schlimme - für Christen Aussichtspunkte auf Ostern. Und es gibt auch morgen keinen Grund, über die Maßen traurig zu sein. Auch Aschermittwoch geht vorbei. Und das schöne Ostern kommt.
Darum gibt es auch keinen Grund, so schlecht von Fastnacht zu denken wie manche ernste Christenmenschen das tun. Als sei der Ernst an Ostern auferstanden und nicht das Lachen.
Ich weiß schon, mancher Narr schießt an Fastnacht übers Ziel hinaus. Aber wie sagt schon der alte Lateiner: Abusus non tollit usum.
Missbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht auf.
Und das lateinische Sprichwort geht sogar noch weiter. Missbrauch hebt den Gebrauch nicht auf, sed confirmat substantiam. „Er bestätigt sogar das wahre Wesen“. Und zum wahren Wesen der Fastnacht gehört mindestens zweierlei:
Ich bin kein besserer Mensch als die ausgelassenen und heiteren,
bloß weil ich ernst bin.
Und: Keine menschliche Narretei kann so schlimm sein, dass sie nicht von Gottes Osterlachen aufgehoben werden könnte.
Darum halte ich mich an Hanns Dieter Hüsch:
Was macht, dass ich so unbeschwertund mich kein Trübsinn hält?Weil mich mein Gott das Lachen lehrtwohl über alle Welt."

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