Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manchmal nervt es echt, dass die anderen so anders sind. Halt nicht so wie ich.
Dass sie anders denken, dass ihnen andere Dinge wichtig sind wie mir.
Ganz schön anstrengend. Immer muss man sich darüber verständigen, was denn nun gilt.
Was geht, und was gar nicht mehr geht.
Ob Jesus das mit seinen Jüngern ähnlich gegangen ist?
Das war ja auch eine richtig bunte Truppe.
Da war zum Beispiel sein Jünger Petrus, dieser Draufgänger. Immer ist er vorne weg gestürmt.
Oder Andreas. Der hat sich eher ruhig im Hintergrund gehalten. Erst mal schauen, was ist.
Oder Thomas, der Zweifler. Der hat erst mal gar nichts geglaubt.
Ganz abgesehen von Judas. Der hat Jesus als Held verehrt, als Kämpfer für die Armen – und war deshalb auch so enttäuscht von ihm.
Ob Jesus deswegen auch genervt war? Weil die so unterschiedlich waren?
Schließlich hat es immer wieder Reibereien unter ihnen gegeben.
Und Diskussionen: Ja, was gilt denn jetzt? Was geht, und was geht nicht mehr?
Was hat sie immer wieder zusammengeschweißt? Über alle Unterschiede hinweg?
Ich glaube, es hat etwas damit zu tun gehabt, wie sie miteinander umgegangen sind.
Da war für jeden ein Platz am Tisch. Jesus hat sie alle wert geschätzt. Hat keinen auf seine Ecken und Kanten festgelegt. Jesus hat allen das Gefühl gegeben: So wie du bist, so kann ich dich brauchen – gerade mit deinen Ecken und Kanten, mit deinen besonderen Fähigkeiten!
Und in diesem Geist haben die Jünger auch nach Jesu Tod weiter gemacht.
Ich stelle mir das so vor:
Wenn einer unsicher war und gezögert hat, dann hat Petrus ihn mitgerissen.
Wenn einer zu überschwänglich wurde, hat Thomas erst mal kritisch nachgefragt.
Und wenn die Gemüter mal wieder hochgekocht waren, hat Andreas die Wogen geglättet.
Vielfalt ist ein Segen. Vielfalt ist ein Reichtum, wenn man es schafft, die Besonderheiten als Stärken zu sehen und zu fördern.
So gesehen bin ich froh, dass die anderen nicht so sind wie ich!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17038
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